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Über viele Jahre hinweg grübelten die Spieler von Hobby Hamborn, wie es sich denn nun so anfühlt, mal ein Finale zu gewinnen und nachher auf der Siegerehrung den größten Pokal und den größten Applaus einzusacken. Nun, nach zahllosen frustrierenden Veruschen, verlorenen Finals, katastrophalen Elfmeterschießen und unglücklichen Niederlagen können zumindest sechs Hamborner diese Frage beantworten: Erlebt es selber, dann wisst ihr, wie es sich anfühlt. Beschreiben kann man sowas nicht. Ein Gefühl, das nach baldiger Auffrischung schreit, denn jetzt sind die Hobbies endlich voll da und im Kreis der Turniersieger aufgenommen. Oder ist das jetzt der Übermut der frischgebackenen Sieger? Man wird es sehen. Also Wuppertal. Kurzerhand reisten sechs tapfere Duisburger in die Stadt mit der Schwebebahn, wo der PSV Wuppertal kurzfristig zu einem kleinen Hallenturnier eingeladen hatte. Sechs Teams, zwei Dreiergruppen, danach Halbfinale und Endspiel. Blendender Laune ging es auf die Reise, zwei Autos, niemand ging unterwegs verloren, allen kamen pünktlich ans Ziel. Vor Ort ging das muntere Treiben weiter. Philipp Greis streifte sein schwarz-weißes Torwartdress über, was Frank Sleyfer mit der Frage "Wird hier heute noch der Nußknacker aufgeführt" kommentierte und auch die übrigen Hobbies waren zu Scherzen aufgelegt. Ben Binkle verteilte seine Schweißbänder (unbenutzt) an seine Mitspieler, außerdem rotierten die Rückennummern: Guido Cassel kickte mit Binkles Nummer zwei, Binkle schlüpfte in Greis' Trikot mit der Elf und Michael Bumen nahm sich ganz unbescheiden die Zehn aus dem Koffer. Allen war klar: Heute, da geht was! Organisator Binkle loste sein Team in Gruppe B und gleich im zweiten Spiel des Tages ging es los für die Hobbies: 15 Minuten gegen die Buschborussen, die eigentlich nie am Ball waren. In allen Belangen dominierten die Blauen das Spiel, die Tore fielen spät, aber sie fielen. Cassel und Bumen trafen zu einem absolut ungefährdeten 2:0-Auftaktsieg, Keeper Greis, der aufgrund einer leichten Fußverletzung zwischen die Pfosten ging, hatte nichts zu tun. Das alles geschah vor den Augen von Max Ried, Ben Binkles Cousin, der als einziger Hamborner Fan den Weg in die Halle gefunden hatte.
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Der Pokal in guter Gesellschaft
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Damit war Hamborn schon sicher für das Halbfinale qualifiziert, ließ sich aber nicht hängen. Gegen ein Team aus recht jungen und sehr wilden Individualisten gerieten die Duisburger zwar schnell in Rückstand, als Bumen einen vom Pfosten abprallenden Ball "mit der linken Titte" (Zitat Bumen) ins eigene Tor bugsierte, doch danach ging das Feuerwerk erst richtig los. Binnen knapp zehn Minuten nahmen die Blauen ihre Gegner völlig auseinander, Cassel erzielte gleich mal einen Hattrick, Erik Engler und Binkle stellten anschließend spielend leicht und spielerisch überzeugend den 5:1-Endstand her.
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Das Halbfinale gegen den Zweitplatzierten der Gruppe A war auch nur auf dem Papier spannend. Zwar hielten die sympathischen Herren in den schwarzen Trikots tapfer dagegen, waren aber gegen die wie befreit aufspielenden Hamborner chancenlos. Allen voran das Duo Cassel/Engler stellte den Gegner vor unlösbare Probleme und sorgte fast im Alleingang für vier Tore. Hinten machte der Rest einen Superjob, sodass Greis erneut kaum Bälle auf sein Gehäuse bekam. Einen Schuss allerdings entschärfte der Nussknacker mit einem Weltklassereflex, als er abtauchte und den Ball noch an den Pfosten lenkte. So hatte auch er seinen Anteil am ungefährdeten Sieg und dem damit verbundenen Finaleinzug. Eine Kampfansage an Stammkeeper Dirk Weyers war das aber sicherlich nicht.
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Erik Enlger - ein Vorbild in Sachen Schusstechnik
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Finale - das gab es schon reichlich in der Geschichte von Hobby Hamborn. Der Gegner war diesmal das Team der Wüstensöhne, die ähnlich problemlos durch die vorherigen Runden marschiert waren und daher Respekt verdienten. So kam es also zum direkten Duell der beiden besten Turniermannschaften - ein ungleiches Duell, wie sich schnell zeigen sollte. Die Wüstensöhne fanden nie ein Mittel gegen die kompakte Hobby-Abwehr und wurden schulmäßig ausgekontert.
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Zweimal fing die Hamborner Defensive Bälle ab und spielte diese schnell zu Cassel weiter, der dann eiskalt vollstreckte. Schnell stand es 2:0, der Sieg war schon fast eingefahren. Mit der souveränen Führung im Rücken ging dann alles - und es wurde spektakulär. Vom eigenen Strafaum spielte Binkle einen Traumpass - nein, das Wort wird zu oft benutzt: er spielte einen Wunderpass, einen Weltwunderpass - auf den startenden Engler. Wie durch Butter schnitt der Ball durch Mittelfeld und Abwehr der Wüstensöhne direkt auf Englers Fuß, wo er kleben blieb und dann per wundervollem Chip ins langen Eck seinen vorbestimmten Weg in die Maschen fand. Zur Halbzeit des einseitigen Endspiels stand es bereits 3:0 und niemand in der Halle hatte noch den leisesten Zweifel, wer hier das Turnier gewinnen würde. Und auch nach dem Seitenwechsel geriet der Sieg nicht mehr in Gefahr. Zwar waren die Wüstensöhne nun etwas feldüberlegen, doch war Hamborn bei seinen zahlreichen Kontern dem 4:0 immer näher als die Lokalmatadoren dem Anschluss. Die Uhr tickte runter, und sie tickte für die Duisburger, die in der letzten Spielminute noch den passenden Schlusspunkt setzten. Engler revanchierte sich bei Binkle, indem er zwei Gegner ausspielte und dann vor dem Keeper querlegte, sodass Binkle nur noch zum 4:0 einzuschieben brauchte.
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Vier Helden und Edelfan Ingo feiern nach
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So kam das also, mit dem ersten Turniersieg. Beeindruckend ist aber nicht nur das Ergebnis, sondern vor allem das wie. Nur ein Gegentor, das auch noch ein Eigentor war, 15 eigene Treffer, perfektes Teamspiel, super Stimmung in der Mannschaft, taktisch sehr diszipliniert und immer mit Köpfchen - die Lobesliste ist heute zu Recht endlos lang. Hamborn beherrschte zu jeder Zeit jedes Spiel, agierte selbstbewusst, aber nie überheblich, behielt die Nerven und spielte endlich einmal seine ganze Klasse aus. Besser hätte man nicht spielen und der Tag nicht sein können.
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Nun mag der ein oder andere "kritisch" nachfragen, was das denn für ein Turnier war, bei dem nur sechs Teams - und dazu noch keine all zu starken Teams - teilnehmen und ob es da angebracht sei, so stolz auf den Pokal mit der eins drauf zu sein. Es sei diesen Menschen erwidert: Schon oft war Hobby Hamborn bei Turnieren am Start, wo die Konkurrenz nicht übermenschlich war, aber noch nie konnte man daraus Kapital schlagen. Das war heute anders und genau deshalb ist es auch völlig berechtigt, stolz auf den Titel zu sein. Ohne Abstriche. Entsprechend fanden sich auch vier der sechs Helden am Abend noch zur offiziellen Titelfeier im "Senftöpfchen" ein, wo sie an der Seite von Edelfan Ingo Hörsken den Event gebührend begossen. Mittendrin stand natürlich der Pokal, der den ganzen Abend lang heftig mit einem König-Pilsener-Glas flirtete, wenn er denn nicht gerade von Engler, Binkle, Greis oder Bumen geherzt, betascht oder geküsst wurde. Der Bann ist also gebrochen, mögen nun weitere Titel und damit auch weitere Titelfeier kommen! Hobby Hamborn ist bereit. Es sollen nicht wieder zehn Jahre vergehen...
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Die Ergebnisse in der Übersicht |
Hobby Hamborn: Philipp Greis - Michael Bumen, Frank Sleyfer, Ben Binkle, Erik Engler - Guido Cassel
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Gruppenspiele:
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Buschborussen - Hobby Hamborn 0:2 Tore: 0:1 Cassel (Vorlage Sleyfer) 0:2 Bumen (Cassel)
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Hobby Hamborn - Gegner2 5:1 Tore: 0:1 Bumen (Eigentor) 1:1 Cassel (Bumen) 1:2 Cassel (Sleyfer) 1:3 Cassel (-) 1:4 Engler (Binkle) 1:5 Binkle (Cassel)
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Halbfinale:
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Gegner3 - Hobby Hamborn 0:4 Tore: 0:1 Cassel (Engler) 0:2 Cassel (Engler) 0:3 Engler (Cassel) 0:4 Sleyfer (Cassel)
Finale: |
Wüstensöhne - Hobby Hamborn 0:4 | Tore: 0:1 Cassel (Binkle) 0:2 Cassel (Engler) 0:3 Engler (Binkle) 0:4 Binkle (Engler)
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Hobby Hamborn Erster von sechs teilnehmenden Teams und endlich am Ziel: Der erste Turniersieg der Geschichte!
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Die Huldigung der sechs Hamborner |
Dirk Weyers sagte ab, Matthias Nisbach sagte ab - kurzerhand entschloss sich Philipp Greis trotz einer Fußverletzung zwischen die Pfosten zu gehen. Seine Mitspieler nahmen auf die leichte Blessur Rücksicht und bereiteten dem Torsteher einen sehr ruhigen Abend. Einzig das Eigentor von Michael Bumen vermieste Diego den totalen Shutout, ansonsten war der "Man In Black" nicht zu überwinden und zeigte im Halbfinale eine sehr geile Parade, als er katzenartig abtauchte und einen Ball noch an den Pfosten lenkte.
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Im ersten Spiel war Michael Bumen noch Torschütze und Vorbereiter, dann gab er den zentralen Mann in der Abwehr und unterließ weitere Ausflüge nach vorne. Hinten organisierte Bomber perfekt, gewann alle Zweikämpfe und war als Abwehrbollwerk nicht zu überwinden (außer bei seinem unglücklichen Eigentor). Im Spielaufbau glänzte der Mann mit der ungewohnten Rückennummer zehn mit Ruhe und Verstand, was die starke Leistung noch abrundet.
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Warum Frank Sleyfer die "Frankmaschine" gerufen wird, offenbarte sich heute einmal mehr. Präzise wie ein Schweizer Uhrwerk lieferte der Routinier seine Arbeit mit Sternchen ab. Links, rechts und als zentraler Abwehrmann spielte Franky resolut und einsatzfreudig, bei Ballgewinn schaltete er um und brachte Ruhe ins Spiel. Reihte sich lückenlos ins sichere Kombinationsspiel der Hamborner ein, versorgte das Team mit Essen und machte den ganzen Mittag lang hervorragende Witze zur Erheiterung aller Beteiligten, vor allem aber von Binkle.
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| Ganz und gar nicht wurstig präsentierte sich Ben Binkle auf der linken Seite. Ballsicher, defensiv sehr stark und mit hervorragendem Spielaufbau setzte er immer wieder Cassel und Engler in Szene und half auch Bumen und Sleyfer in der Abwehrarbeit. Bestätigte seine zuletzt gute Form in der Halle und überzeutgte vor allem im Passspiel. Sein Pass auf Engler zum 3:0 im Endspiel wird wohl als geilste Aktion seiner Karriere in sein eigenes Poesiealbum eingehen.
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Ohne jeden Zweifel: Guido Cassel war der beste Spieler in der gesamten Halle. Kein einziger Gegner war auch nur phasenweise im Stande, den Junior in seinen Aktionen zu stoppen oder auch nur einzuengen. War als Stürmer von jeglichen Defensivaufgaben befreit, wartete auf die Bälle und legte dann unnachahmlich los. Er traf, er bereitete vor und er leitete Angriffe ein, war immer anspielbar und voller Kreativität und Torgefährlichkeit.
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| Erik Engler war die Lunge des Hamborner Spiels. Auf der rechten Seite war es seine Aufgabe, hinten dicht zu halten und zugleich Cassel im Offensivspiel zur Seite zu stehen. Dank einer mordsmäßigen Laufleistung erledigte der Streifenhörnchenpolizist diese Doppelaufgabe mit Bravour und doppeltem Sternchen. Nach anfänglichen Problemen im Torabschluss traf er in Halbfinale und Endspiel, legte weitere Tore auf und harmonierte vor allem mit Binkle hervorragend.
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