Hamborn gewinnt Wurst gegen Utfort | 19. Dezember 2004 |
Am Ende waren alle pauschal unzufrieden. Hobby Hamborn hatte soeben das als "Spiel des Jahres" titulierte Prestigeduell gegen Torpedo Utfort mit 2:1 (1:1) gewonnen, konnte sich aber nicht über den Erfolg freuen. Zu glücklich war seine Entstehung, zu seltsam sein Beigeschmack und zu schwach die gezeigte Leistung beinahe aller Spieler. Die Gäste von der linken Rheinseite zeigten zwar eine brauchbare Partie, müssen sich aber auch die Frage gefallen lassen, wie sie ein solches Spiel gegen einen solchen Gegner überhaupt verlieren konnten.
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Schiedsrichter Blümlein |
Rache und Revanche hatte Hamborn nach dem blamablen 2:3 gegen Torpedo Ende August für das fünfte Duell der beiden Teams angekündigt, vernichten und demontieren wollte man die Roten und so die Pleite als einmaligen Ausrutscher, ja gar als Unfall abtun. Davon war aber nichts, aber auch sowas von gar nichts zu sehen. Einzig das Ergebnis stimmte am Ende einer schwachen bis sauschwachen Partie, in der Utfort dem Sieg eigentlich immer ein Stückchen näher war als die Hobbies. Nur am Ende, da stehen eben die nackten Zahlen.
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Am Freitagabend stand das Spiel noch auf der Kippe, kurzerhand verlegten Richard Schneider und einige Hamborner auf der Weihnachtsfeier der Duisburger die Partie nach Rheinland Hamborn. Ungelöst blieb aber das Schiedsrichterproblem, das dann kurz vor Spielbeginn diplomatisch gelöst wurde: Halbzeit eins stand unter der Leitung von Markus Blümlein (Hamborn), im zweiten Durchgang griff Utforts Trainer Frank Baade zur Pfeife. Das sollte später einen nicht unerheblichen Einfluss auf den Spielausgang nehmen. Nach einigen Absagen auf beiden Seiten standen 13 Hambornern die gleiche Anzahl an Torpedos gegenüber. Bei ordentlichem Fußballwetter ging die Partie sehr zerfahren los und sollte sich auch in Laufe der folgenden 90 Minuten nur selten im Niveau verbessern. In der Mannschaftsbesprechung vor dem Spiel bat Ben Binkle sein Team noch inständigst darum, angesichts der Favoritenstellung nicht zu verkrampfen und einfach ganz locker miteinander Fußball zu spielen. Dass seine Mitspieler ihm aber scheinbar überhaupt nicht mehr zuhören, ließ sich dann schnell feststellen. Utfort machte hinten die Räume eng, Hamborn wollte sofort mit dem Kopf durch die Wand und rannte sich entsprechend häufig fest. Besser sahen die Angriffe der Torpedos aus, die fast ausschließlich aus langen Bällen Richtung Stürmer Jörg Lobies bestanden. Der quirlige Angreifer ackerte viel und provozierte so immer wieder leichte Fehler in Hamborns wackeliger Hintermannschaft, in der Christoph Schurse einen rabenschwarzen Tag erwischte. Die erst richtig gelungene Aktion brachte dann aber die Hamborner Führung. Michael Bumen hatte einen seiner lichten Momente und schickte Boris Martinovic steil, der Kroate vollstreckte - na klar - per Lupfer zum 1:0. Weiter ging das Gegurke, das sich primär im Mittelfeld abspielte, bis ein langer Ball der Torpedos bei Lobies landete, dieser sich gegen Erik Engler durchsetzte und in die Mitte passte, wo Michael Ochs einen halben Schritt vor Keeper Guido Cassel an den Ball kam und zum 1:1 einnetzen konnte. Keeper Cassel? Genau: Der beste Torjäger und beste Torvorbereiter 2004 sprang als Torwächter ein, weil sowohl Dirk Weyers als auch Matthias Nisbach nicht zur Verfügung standen. Er machte seine Sache gut. Nicht mehr viel passierte bis zur Pause, beide Teams spielten noch ein paar Fehlpässe und unmotivierte lange Bälle, gelegentlich glückte auch mal hüben wie drüben eine kleine Kombination, aber echte Chancen wurden nur selten gesehen. Nach der Halbzeit wechselten dann Blümlein und Baade das Amt und die beiden Teams die Seiten. Wesentlich besser wurde das Spiel dadurch aber nicht. Utfort kam nun häufiger zu gefährlichen Kontern, Markus Hohnhorst und Ralf Weckes vergaben gute Gelegenheiten zur möglichen Torpedoführung.
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Unkreativ: Yalim und Greis |
Hamborns Spielweise war weiter zu hektisch und fahrig, es wurde zu wenig kombiniert und gespielt, zu früh wurde der Abschluss gesucht, das alles erinnerte doch stark an die berühmte Brechstange. Thomas Przystupa und Philipp Greis liefen zwar weite Wege, blieben aber in Schuss und Flanke erschreckend harmlos, Tobias Salzburger dribbelte zwar viel, produzierte aber wenig Gefahr und an Thomas Yalim lief das Spiel fast völlig vorbei. Kurz: Das Hamborner Mittelfeld war aus dem Spiel.
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Drei entscheidende Szenen sollten letztlich den Ausgang der Partie festlegen und drei Mal hatte Hamborn da das Glück auf seiner Seite. Nach einer Grätsche von Blümlein gegen Weckes im Strafraum entschied Trainer/Schiedsrichter Baade ebensowenig auf Elfmeter wie später bei einem Tackling von Blümlein gegen Lobies. Da ist es eben wieder, das Schiedsrichterproblem. Baade, der ja eine gute Erziehung genossen hat, wollte nicht mit zwei Strafstößen das Spiel zu Utforts Gunsten entscheiden, also pfiff er nicht und entschied das Spiel eben zu Hamborns Gunsten. Mit einem echten Schiedsrichter wäre also möglicherweise das Ergebnis ein ganz anderes, was aber jetzt hypothetisch ist, denn es gab ja keinen echten Unparteiischen. Und so konnten die Torpedos zwar über den eigenen Coach meckern, mussten sich letztlich aber auch fragen lassen, warum sie nicht einfach eine ihrer großen Chancen zum Ausgleich genutzt haben und warum eigentlich niemand einen echten Schiedsrichter organisiert hat. Zum dritten Mal Glück hatte Hamborn bei der Entstehung des Siegtreffers. Engler setzte im Torpedostrafraum energisch nach, Kai Kasner war davon mächtig beeindruckt und schoss den Hamborner Vizekapitän an, der Ball landete vor Martinovics Füßen und der blieb erneut ganz cool und schoss unhaltbar zum 2:1 ein. Kein schönes, aber ein sehr wichtiges Tor, weil nachher keines mehr fiel. Was bleibt nach so einem komischen Spiel? Es war kein "Spiel des Jahres", es war auch nicht "die Revanche". Sicher bleibt die bereits vorher klare Erkenntnis, dass ein echter Schiedsrichter immer klar von Vorteil ist, auch wenn es sich im Grunde um eine sehr faire Partie handelte. Es gibt eben immer ein paar strittige Szenen, die dann eben allgemeingültig geregelt werden müssen. Zum anderen muss auch festgehalten werden, dass Utfort nicht (mehr) der Wurstgegner ist, den vor allem Binkle gerne in ihm sieht. Scheinbar ist es Hamborn nicht möglich, gegen die Torpedos eine gute Leistung abzurufen. Die beiden Spiele waren so ziemlich das Schlechteste, was Hamborn im Jahr 2004 abgeliefert hat - woran genau das liegt, bleibt allen vorerst ein Rätsel: Wackelig in der Abwehr, hektisch und kopflos im Mittelfeld und zu brachial und unclever im Angriff. Ein zweiter Unfall war das jedenfalls nicht, das wäre ein vermessene und billige Ausrede. Zuletzt bleibt aber auch festzuhalten, dass man scheinbar trotz dieser Defizite Spiele gewinnen kann. Nur richtig drüber freuen kann man sich nicht. |
Torpedo Utfort - Hobby Hamborn 1:2 (1:1) |
Torpedo Utfort: Bräunicke - Marchionna, Schneider, Kasner - Schmidt - Kunz, Ochs, Hohnhorst,
Baade, Meier, Dickel - Weckes, Lobies
Hobby Hamborn: Guido Cassel - Erik Engler, Ben Binkle, Markus Blümlein, Christoph Schurse - Frank Sleyfer, Michael Bumen, Stefan Diebels, Thomas Yalim, Philipp Greis, Tobias Salzburger - Thomas Przystupa, Boris Martinovic |
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Tore:
0:1 Martinovic (20. Minute/Vorlage Bumen)
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Spieler des Spiels:
Gelbe Karten: | keine
Platzverweise:
Besondere Vorkommnisse:
Zuschauer: | 3 - Edelfan Ingo Hoersken, Matthias Nisbach und Ina Kirmis
Platzanlage:
Wetter:
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