Chaos und Moral | 4. Dezember 2004 |
Die Generalprobe für das wichtige FVN-Pokalspiel setzte Hobby Hamborn bei den Deserteuren Duisburg mit 2:5 (0:3) gründlich in den feinen Sand des Kunstrasenplatzes. Doch im Gegensatz zu den letzten Niederlagen und Punkteteilungen der Blauen herrschte nach Spielende in der Kabine keine Missstimmung. Denn trotz der deutlichen und verdienten Pleite beim amtierenden Duisburger Hobbyliga-Champion konnten die Hamborner dem Spiel viel Positives abgewinnen. Besonders die gute Moral lässt für kommende Aufgaben optimistische Prognosen zu. Wie so oft in letzter Zeit war das Vorspiel aufregender und nervenaufreibender als die tatsächlichen 90 Minuten. In der Woche vor der Partie variierte die Kaderstärke quasi stündlich zwischen 8 und 17 Mann, je nachdem, wer sich gerade in Zu-, Ab-, Doch-Zu- und Nun-Doch-Wieder-Absagelaune befand. Im Laufe des Samstags kritallisierte sich dann ein 14-Mann-Kader heraus, in dem sich neben den erneut rekrutierten Ersatzleuten Daniel Stillig und Michael Kazmierski auch zwei Debütanten befanden: Oliver Milanovic und Kubi, Nachname derzeit unbekannt, gaben ob der hohen Absagenquote bei den Hobbies ihren Einstand im Hamborner Dress. Besonders schwer wog allerdings die Absage von Edelfan Ingo Hoersken.
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Kaum hatte das Spiel begonnen, gab es auch schon die erste Hiobsbotschaft für die heute in rot auflaufenden Blauen. Keeper Dirk Weyers verletzte sich nach vier Minuten bei einer Parade an der rechten Hand, Diagnose wasweißich. Jedenfalls war für den Schlussmann die Partie beendet und Ben Binkle, der in seinem 50. Spiel für Hobby Hamborn eigentlich im offensiven Mittelfeld die Fäden ziehen wollte und sollte, übernahm den Posten zwischen den Pfosten. Und kaum hatte sich der lange Lulatsch in die Kiste begeben, schäpperte auch gleich der erste Ball am Torpfosten - Glück für die Ersatznummereins. Zumindest war Binkle immer in Ballnähe, denn die Deserteure erklärten den Kunstrasenplatz zur Einbahnstraße und nahmen das Hamborner Tor ins Visier, die Hobbies eierten wild umher und suchten nach Ordnung. Trotz des Chaos vor und im eigenen Strafraum dauerte es bis zur 26. Minute, bis die Gastgeber die hochverdiente Führung markierten. Wie immer wurde schnell und kurz kombiniert, im Sechzehner kam dann ein Deserteur frei zum Schuss und schlenzte an Binkle vorbei zum 1:0. Die Hamborner Reaktion auf den Rückstand: Nackte Panik und volle Hosen. Auch das letzte bisschen Ordnung wurde über Bord geworfen und nun kamen die turmhoch überlegenen Deserteure quasi minütlich zu weiteren Chancen. Logische Konsequenz war dann das 2:0 und kurz vor der Pause auch das 3:0, wobei auch Binkle erstmals nicht schuldlos war. Ein harter Schuss aus kurzer Distanz rutschte ihm unter dem Arm durch: Prädikat haltbar. Zusammenfassen lässt sich das ängstliche Gegurke der Hamborner mit dem Zitat von Trainer Aleksander Ristic: "Ich hatte meiner Mannschaft gesagt, sie sollen stürmen. Aber sie haben wohl türmen verstanden." Die kurze Halbzeitpause nutzten die Hamborner dann scheinbar, um sich allesamt gegen ihr starkes Ebenbild auszuwechseln. Denn es kamen zwar die gleichen elf Akteure zurück auf den Kunstrasen, doch waren diese nicht wiederzuerkennen. Der Ball lief nun durchs Mittelfeld, die Abwehr war aufmerksam und das Zusammenspiel passte. Man war den Deserteuren, die vielleicht auch einen Gang zurück geschaltet hatten, zumindest ebenbürtig. Und Thomas Przystupa, an diesem Tag der wohl defensivste Stürmer der Welt, eroberte einen Pass der Gastgeber und marschierte Richtung Deserteure-Tor, unaufhaltsam und erfolgreich markierte er den Ehrentreffer kurz nach dem Seitenwechsel. Ehrentreffer? Nein, Anschlusstreffer! Denn nun bekamen die Gastgeber ernste Probleme: Angetrieben vom überaus agilen Ersatzkapitän Erik Engler kamen die Hobbies nun zu klaren Chancen. Milanovic traf nur den Pfosten, Boris Martinovic vergab aus fünf Metern vor dem fast leeren Tor, Tobias Salzburger, Philipp Greis und erneut Milanovic hatten allesamt das 2:3 auf dem Fuß, ließen aber ebenfalls ihre Möglichkeiten ungenutzt. Und weil die Deserteure eben nicht umsonst Meister der Hobbyliga geworden sind, hatten sie in den entscheidenden Szenen noch ein As im Ärmel. Dieses As hieß diesmal Frank Sleyfer. Der Hamborner Oldie fälschte eine Flanke unhaltbar ins lange Eck zum 4:1 ab - und das ausgerechnet bei seinem 50. Einsatz für Hamborn. Und wieder stand Hamborn unter Schock, sodass keine 60 Sekunden später schon wieder der Ball im Hamborner Netz zappelte. Diesmal versuchte sich Matthias Nisbach als Eigentorschütze, doch traf er nur Keeper Binkle zwischen den Beinen. Während der Schlussmann noch geschockt am Boden lag und die Quelle des Schmerzes lokalisierte, schob ein Deserteur zum 5:1 ein. Zu allem Überfluss meldete sich dann auch Markus Blümlein verletzt ab. Eigendiagnose des Liberos, der gerade erst von einer Knie-OP genesen ist: Leistenzerrung. Damit war die Partie natürlich endgültig entschieden, doch kam Hamborn kurz vor Ladenschluss noch zum verdienten zweiten Treffer. Martinovic, ebenfalls mit dem 50. Einsatz für den Klub, spielte Salzburger auf der rechten Bahn frei und der quirlige Offensivakteur, dem man seine Erkältung nicht anmerkte, vollendete zum 2:5-Endstand. Aufgrund der ersten Halbzeit, in der einzig und allein die Deserteure spielten, geht die Hamborner Niederlage vollauf in Ordnung, auch wenn nach der gewaltigen und lobenswerten Steigerung im zweiten Abschnitt beim Stande von 1:3 noch mehr drin gewesen wäre. Gegen einen so eingespielten und spielstarken Gegner war mit der "Reservemannschaft" wohl unterm Strich nicht mehr drin, was keineswegs einer Kritik der Ersatzspieler gleichkommen soll. Aber es bedarf eben einer eingespielten Truppe, um den Deserteuren paroli bieten zu können. Die gezeigte Leistung der zweiten 45 Minuten und die gute Moral der Hobbies lassen aber durchaus vorsichtig-positive Ausblicke auf die sportliche Zukunft von Hobby Hamborn zu.
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Deserteure Duisburg - Hobby Hamborn 5:2 (3:0) |
Deserteure Duisburg: Aufstellung unbekannt
Hobby Hamborn: Dirk Weyers (Ben Binkle) - Erik Engler, Markus Blümlein, Matthias Nisbach - Frank Sleyfer, Kubi ?, Daniel Stillig, Oliver Milanovic, Michael Kazmierski, Philipp Greis, Tobias Salzburger - Thomas Przystupa, Boris Martinovic |
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Tore:
1:0 (26. Minute)
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Spieler des Spiels:
Gelbe Karten: | keine
Platzverweise:
Besondere Vorkommnisse:
Zuschauer: | 3 - Michael Bumen, Guido Cassel und Christine Przystupa
Platzanlage:
Wetter:
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