Acht Gründe gegen Hamborner Übermut | 4. Oktober 2004 |
Wenn der Abpfiff zur Erlösung wird, dann bedeutet das meistens nichts Gutes. So auch an diesem recht gutbewetterten Montagabend bei der Partie gegen die SSG Styrum. Zwar sahen die zehn Zuschauer viele positive Dinge im Spiel der Hamborner, doch das Negativste gab es nachher schwarz auf weiß: 3:8 lautete das Endresultat, mit dem die Gäste aus dem Duisburger Norden noch recht gut bedient waren. In den vergangenen 90+4 Minuten waren die Hamborner eigentlich in Minutentakt ausgespielt, überlaufen, vorgeführt und düpiert worden. Doch hatten sie sich nach Kräften gewehrt und zumindest eine Halbzeit lang tapfer ausgesehen gegen den Angriffswirbel der Gastgeber. Erst nach der Pause nahm die höchste Niederlage seit dem legendären 0:13 beim KBC Duisburg im November 2001 Gestalt an. Wer "Spieler des Spiels" wird, ist angesichts der chronischen Unterlegenheit eine schwierige Wahl, doch verdiente sich Ben Binkle zumindest den Titel "Spieler des Vorspiels". Geschätze 467 Absagen, etliche davon erst wenige Stunden vor Anpfiff zwangen den umtriebigen Webmaster seine Handyrechnung in astronomische Höhen zu schrauben und aus dem Nichts noch Spieler zu rekrutieren. Das gelang dann nach einem Anruf beim alten Haudegen Michael Kazmierski, genannt Nase. Und der Konditionsverweigerer aus Meiderich packte seinen Kumpel Steffen gleich mit in seinen Reisekoffer und machte sich auf dem Weg, mal wieder für Hamborn zu kicken. Desweiteren gaben sich erneut Hendrik Heicks, King Dingeling aus dem Füchse-Spiel vor drei Tagen, sowie Richard Schneider, Dauerleihgabe von Torpedo Utfort, die Ehre, für die restlichen acht Akteure kam dann der Hamborner Kader auf. Besonders erfreulich: Matthias "Kent" Nisbach gab nach jahrhundertelanger Pause wegen einer atemberaubenden Knie-OP sein Comeback, allerdings nicht links hinten, sondern im Tor. Wo er auch gleich viel zu tun hatte. Die Styrumer behaupten von sich, das Fußballspielen "auf der Straße" gelernt zu haben. Vielleicht sollte da mal nachgefragt werden, auf welchen Straßen man solchen Fußball lernt, denn sicher wären einige Hobbies da einem Umzug nicht abgeneigt. Jedenfalls erinnerte das, was die zwölf zumeist südländischen Jungs besten Fußballalters da auf die Asche zauberten, recht deutlich an gepflegten Vereinsfussi.
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Auf diesen Straßen in Mülheim-Styrum lässt sich scheinbar viel lernen |
Sei es drum, jedenfalls konnte sich Nisbach bei seinem Comeback gleich mehrfach auszeichnen, was dem sympathischen Studenten auch mit summa cum laude gelang. Dem Rest des Teams blieb wärend der ersten 20 Minuten eher das Hinterherrennen und Zuschauen als bevorzugter Zeitvertreib. Aber Nisbach, dieser Teufelskerl in Torwarthosen, hielt Hamborn im Spiel und als kleinen Dank bastelten seine Mitstreiter dann in der 28. Spielminute an der Sensation. Tobias Salzburger steckte einen Pass recht geil durch auf Stürmer Thomas Przystupa und dieser vollstreckte dann in gewohnter Knippsermanier per Beinschuss zur mehr als nur überraschenden Führung.
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Sechs Minuten lang war ganz Hamborn im Ausnahmezustand, die Fans tobten und die Spieler agierten aufgepuscht. Aber der Ausgleich war nicht zu verhindern. Ausgerechnet einer der bislang harmlosesten Schüsse fand den Weg vorbei am tapferen Torsteher in den rechten Winkel. Und während Steffi Grevelhörster am Spielfeldrand schon den Pausentee in die Mannschaftsbecher goss, fiel dann doch tatsächlich die 2:1-Führung für Styrum. Irgendwer aus Mülheim hatte mal wieder irgendeinen Hamborner Gegenspieler ausgespielt, dann einen zweiten und dritten, dann quergepasst, einen Übersteiger gemacht und nochmals abgelegt, also alles nicht Neues - nur diesmal traf er weder Latte, noch Nisbach, noch die Fangnetze, sondern das Tor. War ja nur einer Frage der Zeit, aber immerhin: 1:2 zur Pause, das könnte Zukunft haben.
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Dachten sich zumindest die Hamborner, die weite Wege gingen und damit schon in den ersten 45 Minuten viel Kraft gelassen hatten. Erstaunlich allerdings, dass die Gäste trotz der klaren fußballerischen Überlegenheit der SSG-Akteure immer wieder zu brauchbaren Chancen kamen. Erklären lässt sich dieses Phänom ganz einfach damit, dass die Gastgeber nach fünf Minuten die Hamborner nicht mehr ernst nahmen und hinten offen machten, um mit Allemann zu stürmen, was das Zeug hält. Das nutzen die Hamborner um die Offensivspieler Philipp Greis, Przystupa und Salzburger und mit freundlicher Unterstützung des sehr agilen Steffen immer wieder aus. Auch im zweiten Durchgang hatte dieser Tatbestand Gültigkeit. Aber erst einmal schossen sich die Styrumer den Frust von der Seele. So sehr sich die Hobbies auch bemühten, die Gegner zu stoppen, notfalls auch zu foulen oder zumindest irgendwie zu irritieren, es klappte nicht. Die Gegenspieler waren einfach zu schnell und zu wendig. Nach gut einer Stunde stand es bereits 4:1, doch dann keimte kurz wieder Hoffnung, als Joker Kazmierski mit Boris Martovics Fußballschuhen per Pike ins kurze Eck zum Anschlusstreffer vollendete. Und auch wenn fast postwendend das 5:2 fiel, gab sich Hamborn, ähnlich wie damals Polen, nicht verloren. Thomas Yalim, stadtbekannt für sein übermenschliches Kopfballspiel, wuchtete eine Flanke von Diego Platzwude Greis mit seiner urlaubsgestärkten Rübe in die Maschen. Sekunden später verpasste Przystupa muttervaterkindseelenallein das mögliche 4:5 - und danach gingen die Hamborner Lichter dann langsam aber konsequent aus.
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Die Kräfte der blauen Kämpfer schwanden sekündlich, während man bei den Styrumern höchstens leichte Schweißbildung erahnen konnte. Drei Mal schenkten sie noch ein, die Hamborner Abwehr um den wackeren, aber hemmungslos überforderten Libero Binkle ähnelte zum Teil einem Hühnerhaufen und wurde nach Strich und Faden ausgespielt. Dabei benutzten die Gasteber sehr häufig die folgenden Stilmittel: Hacke, Spitze, mehrfacher Übersteiger, Beinschuss, Lupfer und Ballhochhalten. Hamborn setzte zwar zu jeder Zeit Kampf, Kampf und Kampf dagegen und zeigte sogar immer wieder spielerische Elemente bei den zahlreichen Kontern, die durchaus noch das ein oder andere Tor hätten bringen können, doch war Styrum zu jeder Zeit in der Lage, selber ein halbes Dutzend Tore nachzulegen - und so war man dann mit dem 3:8 auch irgendwie zufrieden.
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Hamborns einzige Chance auf Erfolg bestand wohl darin, dass nach 28 Minuten das Flutlicht ausgefallen und es daher zum Spielabbruch gekommen wäre. Da das aber nicht passierte, weil Michael Bumen das richtige Kabel nicht fand, ging es für die zwölf Mannen in Blau vor allem darum, sich achtbar aus der Affäre zu ziehen, was ihnen trotz der deutlichen Schlappe auch gelang. Viel Positives lässt sich mit in die nächsten Partien nehmen. Keeper Nisbach überzeugte auf ganzer Linie und sein Knie hielt die starke Belastung auch aus. Die Abwehr macht auch Klasseleuten wie den Styrumer Angreifern das Leben schwer, wenn auch nicht über 90 Minuten. Das Mittelfeld ackert weiter sehr viel und vergisst auch die spielerischen Elemente nicht. Und der Sturm macht immer sein Tor, egal wer da gerade drinsteht. Auf die Leihspieler ist nach wie vor Verlass. Dass Hendrik Heicks und Richard Schneider auch nachts um vier besoffen noch hervorragende Alternativen sind, haben sie in den Vorwochen ja schon bewiesen, aber auch Goalgetter Kazmierski und der spielstarke Steffen haben sich deutlich auf den Notizblock des Hamborner Ersatzspielerrekrutierungswarts Binkle gespielt. Falls es noch eines Beweises bedurfte, dass Fußball auch dann Spaß machen kann, wenn man hoffnungslos unterlegen ist, dann hat ihn diese Partie gegen die ausgesprochen fairen Mülheimer erbracht. Ach: Der Schiedsrichter war übrigens scheiße. Das hatte zwar nicht den geringsten Einfluss auf die Hamborner Niederlage, sei aber hier einmal für das Protokoll angemerkt. Fouls darf man auch auf Hobbyebene pfeifen, vor allem dann, wenn man eine Pfeife besitzt, was der Herr ja augenscheinlich tat. (Ich wollte schon immer mal über einen Schiedsrichter meckern und hier war mal Platz dafür.)
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SSG Styrum - Hobby Hamborn 8:3 (2:1) |
SSG Styrum: Aufstellung unbekannt
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Hobby Hamborn: Matthias Nisbach - Richard Schneider, Ben Binkle, Christoph Schurse - Hendrik Heicks, Thomas Yalim, Stefan Diebels, Michael Kazmierski, Steffen ? - Philipp Greis, Tobias Salzburger - Thomas Przystupa
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Tore:
0:1 Przystupa (28. Minute/Vorlage Salzburger)
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Spieler des Spiels:
Gelbe Karten: | ---
Platzverweise:
Besondere Vorkommnisse:
Zuschauer: | 10 - Boris Martinovic nebst Gattin Steffi Grevelhörster, Michael Bumen, vier Fans der Heimmannschaft und drei Kinder
Platzanlage:
Wetter:
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