Grusel und Dusel

15. Oktober 2005

Fußball kann so grausam sein. Vor allem dann, wenn sich zwei mäßig talentierte Hobbymannschaften ein solches Spiel liefern, wie Hobby Hamborn und MGF Moers am 20. Spieltag der Duisburger Hobbyliga. Dass am Ende die Gastgeber mit 3:1 (1:1) gewannen und auch noch drei Punkte in der Tabelle gutgeschrieben bekommen, geht schon fast als Frechheit durch, ist aber eine ärgerliche Eigenheit des Fußballs, der eben nicht gerecht ist. Denn wenn, sagen wir mal, Werder Bremen und der Hamburger SV sich ein Spiel voller Tempo, Tore und Klasse liefern und parallel dazu Arminia Bielefeld gegen den MSV Duisburg Bilder des Grauens abliefert, geht es dennoch in beiden Stadien um drei Punkte für die selbe Tabelle. Das ist gemein, freut aber den MSV, die Arminia und eben Hobby Hamborn.


Der Edelfan ist ratlos
Diesen ganzen Rotz zu erklären, den sich beide Teams da 90 Minuten vor die Schienbeinschoner kloppten, bedarf schon einer ganz feisten Ausrede. Fast in Bestbesetzung liefen die Hamborner im heimischen Stadion auf, brachen aber nach guten ersten 20 Minuten völlig ein und spielten phasenweise so schlechten Fußball, dass die Fans an der Seitenlinie ganz gewohnheitsgemäß "Meier raus!" skandierten und sich im Wedaustadion wähnten. Nur weil der Tabellenvorletzte MGF Moers es keinen Deut besser machte, standen am Ende des Spuks drei Punkte zu Buche.

Schon vor der recht frühen Führung durch Michael Schlemann, der einen schönen Angriff erstaunlich abgezockt ins lange Eck abschloss, hatten die Hobbies mehrere gute Torgelegenheiten, die aber Ben Binkle, Boris Martinovic und Thomas Przystupa teils kläglich, teils unglücklich vergaben. Und auch kurz nach dem 1:0 hätte das Sturmduo erhöhen können, aber Przystupa traf nur den Innenpfosten.

Nach rund 20 Minuten wandelte sich das Bild dann merklich: Hamborn suchte seine Ordnung und den Spielfluss, die Gäste hingegen den Abschluss. Aus dem Spiel heraus gelang den Moersern relativ wenig, trotzdem waren sie optisch zumindest nicht das unterlegene Team. Ein erster Freistoß strich nur ganz knapp am Pfosten des von Dirk Weyers gehüteten Tores vorbei, der zweite passte dann genau. Über die Mauer flog der Ball exakt neben den Pfosten in die Maschen, Weyers, der kurz zuvor durch wüstes Anschreien des Schiedsrichters auffiel, war chancenlos.


Dynamisch umkurvt Ben Binkle, Lenker im Mittelfeld, hier gleich drei Moerser Abwehrspieler
Das Bild einer optischen Überlegenheit der Moerser blieb bis zur 62. Minute bestehen, als fast aus Versehen die erneute Hamborner Führung fiel. Aber was heißt hier optisch? Optisch war das alles Scheiße, die nur marginal an Fußball erinnerte, sofern man unter Fußball das Spielen eines Balles von Mitspieler A zu Mitspieler B versteht. Versteht man unter Fußball hingegen das Ball-ins-Aus-Spielen, das Ballverdibbeln, jede Menge falsche Einwürfe und natürlich das Ball-zum-Gegner-Spielen, so hatte das, was Edelfan Ingo Hörsken da anschauen musste, sehr viel mit Fußball zu tun. Kleinere und größere Torchancen gab es aber trotzdem und so musste Weyers gleich zwei Mal stark retten, um einen möglichen Rückstand der Hausherren zu verhindern.

Ach ja, das Führungstor. Der agile Przystupa, der nicht nur motzte, sondern auch rannte was die Lunge hergab, passte in die Mitte zu Martinovic und der Comebacker musste aus einem Meter nur noch einschieben. So traurig das ist: es war eine Vorentscheidung, denn die Gäste aus Moers hatten keine echte Antwort parat und fanden gegen die mittlerweile zumindes beherzt verteidigenden Hamborner kein rechtes Mittel. Stattdessen gab es ein paar lauwarme Hobby-Konter, schwarz und ohne Zucker. So musste zum endgültigen 3:1 schon ein gutes Solo herhalten. Der zur Pause erst eingewechselte Philipp Greis nahm an der Mittellinie einen Pass von Martinovic auf, legte sich den Ball unendlich weit vor und spitzelte diesen dem eher unmotiviert aus seinem Tor flanierenden Keeper eben noch so durch die Beine. Weil Martinovic ein netter Kerl ist, kriegt er hier den Assist.

Im Anschluss verballerte Moers noch eine Riesenchance zum 2:3 äußerst leichtfertig und der völlig orientierungslose Schiedsrichter pfiff dann ab, um alle von diesem Witz zu erlösen. Hamborn hat gewonnen, mehr gibt es da nicht zu sagen. Allerdings muss man das mal sagen, denn niemand jubelte nach dem Abpfiff so recht, was auch völlig okay war, denn alle wußten genau, was sie da gerade abgeliefert hatten. Dass die Hamborner aber mittlerweile auch Spiele gewinnen, in denen sie schwach spielen, bleibt wohl das positivste Fazit einer sehr fairen Partie, die weder einen Sieger, noch ein Fazit verdient hatte.

Hobby Hamborn - MGF Moers 3:1 (1:1)
Hobby Hamborn: Dirk Weyers - Frank Sleyfer (71. Stefan Diebels), Michael Bumen (46. Philipp Greis), Erik Engler - Marius Niedoba, Thomas Yalim, Ben Binkle, Markus Blümlein, Michael Schlemann - Boris Martinovic, Thomas Przystupa

MGF Moers: Aufstellung unbekannt

Tore:

1:0 Schlemann (12. Minute/Vorlage Yalim)
1:1 (36.)
2:1 Martinovic (62./Przystupa)
3:1 Greis (83./Martinovic)

Startaufstellung:

Weyers

Sleyfer

Bumen

Engler

Niedoba

Yalim

Blümlein

Schlemann

Binkle

Martinovic

Przystupa

Reserve: Diebels, Greis
Spieler des Spiels:

Spieler des Spiels: Philipp Greis

Philipp Greis

Allein der Fakt, dass er nur eine Halbzeit an dieser Schande mitwirkte, macht ihn schon zum verdienten MVP.

Gelbe Karten:
keine

Platzverweise:
keine

Besondere Vorkommnisse:
keine

Zuschauer:
Etwa zehn, darunter Edelfan Ingo Hörsken, Christine Przystupa, Tobias Salzburger und Freundin Sabrina, Vater Blümlein sowie ein paar Moerser

Platzanlage:
Ascheplatz von Rheinland Hamborn

Wetter:
Angenehm warm und angenehm trocken

Die Spieler in der Einzelkritik

Benotet von Ben Binkle, Erik Engler und Tobias Salzburger

Dirk Weyers

0 Tore
0 Vorlagen
0 Karten

Dirk Weyers 3
(Binkle 2,5 - Engler 3 - Salzburger 3,5)
Am Gegentor schuldlos und auch sonst ohne Fehler und Unsicherheiten. Musste zwei Mal bei Distanzschüssen der Moerser klären und tat dies sicher.

Marius Niedoba

0 Tore
0 Vorlagen
0 Karten

Marius Niedoba 4,5
(Binkle 5 - Engler 4,5 - Salzburger 4,5)
Schwache Partie des rechten Außenbahnspielers. Ihm gelang wenig, dazu hatte er recht komische Laufwege und fand keine Bindung zum Spiel. "Krönte" seine Leistung noch mit etwa fünf falschen Einwürfen.

Markus Blümlein

0 Tore
0 Vorlagen
0 Karten

Markus Blümlein 4
(Binkle 3,5 - Engler 4,5 - Salzburger 4)
Keine Einigkeit herrscht bei der Benotung von Markus Blümlein. Ging in Halbzeit eins zusammen mit dem gesamten Mittelfeld unter, spielte nach der Pause aber hinten kompromisslos und sicher. Schwer zu benoten, wie man sieht.

Stefan Diebels

0 Toer
0 Vorlagen
0 Karten

Stefan Diebels -
(Binkle - Engler - Salzburger)
Spät eingewechselt fiel Diebels vor allem durch gewonnene Zweikämpfe und ein schönes Solo nach vorne auf. Ein positiver Ansatz, aber keine Note aufgrund der zu kurzen Einsatzzeit.

Thomas Yalim

0 Tore
1 Vorlage
0 Karten

Thomas Yalim 4
(Binkle 3,5 - Engler 4 - Salzburger 4)
Der Spielmacher ging gewohnt weite Wege, blieb dabei aber spielerisch einiges schuldig. Schöner Pass zum 1:0, ansonsten zu viele unnötige Dribblings und Tempoverschleppungen, dafür aber Pluspunkte im Spiel nach hinten.

Frank Sleyfer

0 Tore
0 Vorlagen
0 Karten

Frank Sleyfer 3,5
(Binkle 3 - Engler 4 - Salzburger 3,5)
Frank Sleyfer, der Mann mit dem Gas, war ganz klar eine der positiven Erscheinungen dieses Lumpenspiels. Agierte engagiert und zweikampfstark und machte kaum Fehler - das reichte schon, um positiv aufzufallen. Musste leider raus, nachdem er einen Schlag aufs rostige Sprunggelenk bekam.

Michael Bumen

0 Tore
0 Vorlagen
0 Karten

Michael Bumen 3,5
(Binkle 4 - Engler 3,5 - Salzburger 3,5)
Selten sah man den Kapitän so lässig und uninspiriert. Spielte zwei schöne lange Pässe in die Spitze, stand hinten aber nicht so sicher wie gewohnt, blieb aber auch ohne große Fehler. Wirkte irgendwie hilf- und lustlos in Sachen Organisation.

Michael Schlemann

1 Tor
0 Vorlagen
0 Karten

Michael Schlemann 3,5
(Binkle 4 - Engler 3,5 - Salzburger 3)
Traf sehr schön zum 1:0, blieb ansonsten spielerisch schwach und damit weit unter seinen sehr hohen Möglichkeiten, was aber wohl Salzburger und Engler anders sehen. Machte zudem sehr zur Freude seiner Teamkollegen einen Kopfball.

Philipp Greis

1 Tor
0 Vorlagen
0 Karten

Philipp Greis 2,5
(Binkle 3 - Engler 3 - Salzburger 2)
Seine Einwechslung machte sich bezahlt. Mit den von Ben Binkle kurz vor dem Spiel noch eingekauften neuen Fußballschuhen markierte er das 3:1 und setzte so einen guten Schlusspunkt hinter einer passable Leistung.

Ben Binkle

0 Tore
0 Vorlagen
0 Karten

Ben Binkle 4
(Binkle 4,5 - Engler 4 - Salzburger 4)
Hinter den Spitzen blass und schwach, im Torschuss eine einzige Frechheit. Nach der Pause als Libero bemüht und okay, später dann im defensiven Mittelfeld ebenfalls bemüht, aber mäßig wirkungsvoll.

Boris Martinovic

1 Tor
1 Vorlage
0 Karten

Boris Martinovic 3
(Binkle 4 - Engler 3 - Salzburger 2,5)
Ein Tor und eine Vorlage bei seinem Comeback - damit wären seine guten Aktionen auch aufgezählt. Sagt Binkle. Die Noten von Engler und Salzburger sprechen da eine andere Sprache.

Erik Engler

0 Tore
0 Vorlagen
0 Karten

Erik Engler 4,5
(Binkle 4,5 - Engler 5 - Salzburger 4)
Als eine "riesen Haufen Scheiße" bezeichnete Engler nach Abpfiff seine eigene Leistung und lag damit nicht so weit weg von der Wahrheit, zu der ja bekanntlich nur Ben Binkle priviligierten Zugang hat. Gemessen an seinem Potential war diese fahrige und wurstige Vorstellung zumindest ein mittelgroßer Haufen Scheiße.

Thomas Przystupa

0 Tore
1 Vorlage
0 Karten

Thomas Przystupa 3,5
(Binkle 4,5 - Engler 3 - Salzburger 3)
Rannte viel, redete viel, rannte dann noch mehr und redete dann noch mehr. Legte Martinovic das 2:1 sehr gut auf, was aber spielerisch seine wohl einzige gute Aktion war. Sagt wieder Binkle. Und wieder sagen Engler und Salzburger etwas anderes.


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