Geschichten vom Föhrgessen und Ausscheiden
Es steht im Sand: Hobby Hamborn war hier! Es war nicht ungewöhnlich, dass am Freitag, dem 2. Juli um 9 Uhr morgens in der Bahnhofskneipe im Duisburger Hbf sieben Gedecke bestellt wurden. Ohne Reaktionen zapfte die Wirtin die Gertränke, kassierte 2,40 Euro pro Person und widmete sich wieder den Stammgästen in ihrem Etablissement. Ungewöhlich war diese Situation aber für die sieben Gedecktrinker selber - denn es war das erste Frühstücksgedeck ihres Lebens.

Schließlich musste dieser Freitag gebührend begrüßt werden, denn lange hatten die neun Hamborner Spieler, Edelfan Ingo Hoersken und die Spielerfrau Manuela Schepers auf diesen Tag gewartet: Schalke 04 feierte sein hundertjähriges Bestehen und hatte aus diesem Anlass zum Turnier in Wyk auf der Nordseeinsel Föhr geladen. Hobby Hamborn war unterwegs zu einem schönen Wochenende.

Mit Zug, Fähre, Bier und einer Überdosis Frikadellen schlugen sich die elf Urlauber im Laufe des Freitags bis auf die Nordseeinsel ihres Vertrauens durch, wo sie auf den Material- und Kassenwart Frank Sleyfer trafen. Der Oldie hatte den Materialwagen gepackt und nach Föhr gebracht - die Ressourcen waren da, der Abend konnte also beginnen.

Ein Shuttlebus brachte den Hamborner Tross von der Fähre zum Falkenlager, wo die Veranstalter des Turniers bereits mit großen Zelten auf die Teams warteten. Mit Holzpaletten und Schaumstoffmatratzen bewaffnet, richteten sich die Duisburger in ihrem Großraumzelt komfortable ein, als Frank die erste Hiobsbotschaft des Tages verkündete: Zwar hatte er in seinen Wagen jede Menge Bier und Grillfleisch gepackt, dafür aber das komplette Ballnetz in seinem Keller gelassen. So reiste Hobby Hamborn zu einem Fußballturnier und hatte keinen einzigen Fußball dabei.

Auf der Hinfahrt herrschte breite Ausgelassenheit im Zug
Dafür aber Bier, und das auch noch aus Fässern. Der Freitagabend war also gerettet und konnte entsprechend angegangen werden. Nach einem kurzen Besuch des benachbarten Nordseestrandes, der aber eine enttäuschende Ebbe offenbarte und Ingos Traum vom Schwimmen erst einmal zu Nichte machte, setzte sich die Truppe ins Gras und ließ sich langsam aber stetig volllaufen. Das Wetter spielte mit, es blieb trocken und so gingen die Stunden ins Land, der Grill tat seinen Dienst und das Bier hatte seinen Effekt.

Die letzten Hamborner traten den Gang in den Schlafsack gegen drei Uhr an. Einer allerdings trat diesen Gang gar nicht an. Denn Frank, bereits durch das Vergessen der Bälle negativ in Erscheinung getreten, hatte anstatt eines Schlafsacks ein Zelt eingepackt. "Was weiß ich, dass ein Zelt Mumienschlafsack heißt! Wer kann denn sowas wissen", maulte der Oldie leicht fröstelnd. So stand ihm eine kalte Nacht im Trainingsanzug bevor.

Am Freitagabend wurde fließig gegrillt Leichtes Entsetzen machte sich im Zelt breit, als um sechs Uhr morgens der Wecker schellte. Gequält schlichen die Hobbies zur Dusche oder zum Frühstück, um 7.30 Uhr startete dann der Shuttlebus vom Falkenlager zum Turnier nach Wyk. Dort angekommen machte sich das Fehlen der Bälle schmerzlich bemerkbar, waren dort doch sechs grüne Fußallplätze, die nur darauf warteten, bespielt zu werden. Nach kurzen Verhandlungen wurde aber ein Ball ausgeliehen und endlich zur Tat geschritten.

Die erste Erkenntnis des Tages lautete: Der FC Schalke nimmt das Wort Kleinfeld noch ernst. 32 Meter lang war ein Feld, insgesamt wurde ein Großfeld in sechs Kleinfelder unterteilt. Angesichts der Mannschaftsgöße von fünf Feldspielern war das nichts für Klaustrophobiker. Die Anlage füllte sich derweil nach und nach mit den insgesamt 70 Teams, um zehn Uhr verkündete das Schalker Organisationskomitee das Turnier dann auch offiziell für eröffnet, nicht aber ohne den Hinweis zu geben: "Föhr Play steht bei uns im Mittelpunkt". Dabei war das doch selbstföhrständlich! Zumindest war nun endgültig ein neuer Wortwitz geboren.

Nach dem langen Freitagabend und der kurzen Nacht hieß es für Hamborn nun also, Sport zu treiben und die Müdigkeit zu vergessen. Das gelang erstaunlich gut. Gleich im ersten Spiel waren die Hamborner wach und erwischten gegen die nur mäßig talentierten Holzbeine einen guten Start in die Gruppenphase. Zwar versuchte es der Gegner immer wieder mit Distanzschüssen, doch zeigte sich Keeper Dirk Weyers sehr gut aufgelegt und hielt mit diversen starken Paraden seinen Kasten sauber.

Und vorne überragte Guido Cassel alles. Drei Tore legte der Junior auf, eines markierte er dann gleich selber. Ihm zur Seite sprang Kapitän Michael Bumen, der - eigentlich in der Abwehr zu Hause - gleich mit einem Doppelpack das Toreschießen eröffnete. Zum Dank an seinen zweimaligen Vorbereiter Cassel revanchierte sich Bomber dann beim dritten Tor. Den Schlusspunkt zum 4:0 setzte Philipp Greis, der überraschend locker im eins gegen eins die Nerven behielt.

Hobby Hamborn bei der Platzbegehung
Im zweiten Spiel war der größte Gegner das Wetter. Kurz vor Anpfiff der Partie gegen den FC Hütte hatte es stark zu regnen begonnen, im Laufe des Spiels fiel dann sogar Hagel und machte Kombinationsspiel unmöglich. Nach nur fünf Sekunden dann der Schock: Vom Anstoß weg feuerte ein Gegner die Kugel in den Winkel. Wütende Angriffe der spielerisch klar überlegenen Hamborner wurden erst spät belohnt, als Frank Sleyfer sich durchsetzte und den Ausgleich herstellte. Doch der erneute Rückstand ließ nicht lange auf sich warten.

Als sich schon fast Verzweiflung breit machte, spielten Cassel und Ben Binkle einen schönen Doppelpass, Letzterer lupfte den Ball über den Keeper und bevor Boris Martinovic am langen Pfosten vollstrecken konnte, stocherte ein Gegner den Ball selber zum 2:2 über die regennasse Torlinie. Und erneut Binkle war es, der dann für das Happy End sorgte. Thomas Przystupa hatte den Ball schnell eingerollt und Hamborns Nummer zwei vollstreckte eiskalt ins lange Eck. Klatschnass und mit einem glücklichen, aber verdienten Sieg kehrten die Hobbies somit auf die trockene Tribüne zurück. Wenige Minuten später kam die Sonne dann wieder raus.

Das Lager der Hamborner unter dem Tribünendach Dass das dritte Gruppenspiel gegen das Team Otto Schweissfurth die schwerste Hürde werden würde, war den Hambornern klar. Dass sie dann allerdings so von ihren Gegnern überrollt wurden, war durchaus überraschend. Mit schnellem und sicherem Kombinationsspiel spielten die Schweissfurther die überforderten Hamborner schwindelig. Bei den Blauen lief im Spielaufbau nichts zusammen, jede Menge Fehlpässe machte es den spielstarken Gegnern leicht, die Tore zu erzielen.

Bevor sich die Hobbies berappelten, stand es schon 0:3. Zumindest konnten Cassel und Greis mit ihren Ehrentreffern ihr persönliches Torekonto noch etwas aufbessern. Zu gewinnen gab es allerdings nichts für Hamborn, mit dem 2:5 war man eher noch gut bedient.

Damit kam es im letzten Vorrundenspiel gegen Red-Nose-City zu einem echten Finale um Platz zwei in der Gruppe. Allerdings war dieses Spiel eines Finales nicht würdig, zu eindeutig dominierten die Hamborner den schwachen Gegner. Keeper Weyers hatte frei, dafür ballerten sich die Hobbies vorne den Frust von der Seele.

Tore gab es im Minutentakt, darunter jede Menge schöner Kombinationen, einen Distanzschuss von Bumen und ein kurioses Tor von Stefan Diebels, der mit einer missratenen Flanke aus dem eigenen Strafraum traf. Am Ende strahlten alle Hobbies und durften nach dem 8:0-Erfolg auch die geforderten Autogramme an die Föhrer Jugend geben. Die Qualifikation für die K.o.-Runde, die vor dem Turnier das große Ziel war, war geschafft.

Das Hamborner Schützenfest gegen Red-Nose-City
Als Zweiter der Gruppe ging es dann in die erste K.o.-Runde, wo leider die Britzer Twister auf die Hobbies warteten. Im Verlaufe des Tages hatte man dieses Team schon beobachtet und für zu stark befunden, nun kam es also zum direkten Duell. Die Britzer Twister hören eigentlich auf den Namen Fortuna Britz und verbringen ihre Zeit damit, um den Aufstieg in die Landesliga zu kämpfen. In ihrer Freizeit verhauen sie gerne mal harm- und talentlose Hobbymannschaften auf diversen Hobbyturnieren.

Hamborn von Britz vorgeführt Als wäre diese Aufgabe nicht schon schwer genug, musste sich Hamborn noch mit einem weiteren Handicap rumschlagen. Greis, Martinovic und Przystupa hatten sich nach dem letzten Gruppenspiel Richtung Zeltlager verabschiedet, um dort mal die Toiletten zu missbrauchen und wollten pünktlich zum nächsten Spiel wieder zurück sein. Dieses nächste Spiel wurde dann aber vorverlegt und so musste das Trio unverrichteter Dinge zurück auf den Platz hetzen, wo sie dann auch fünf Minuten nach Anpfiff eintrafen.

So konnten die Hobbies zwar das Ausscheiden des Trios verhindern, das Trio aber nicht das Ausscheiden der Hobbies. Mit aller Defensivmacht hielten die Blauen dagegen und sahen zu, wie die Britzer aus allen Lagen das Tor der Hamborner unter Beschuss nahmen, doch dauerte es etwa acht Minuten, bis der Ball dann mal den Weg ins Netz fand. Ein 0:0 war das große Ziel, das nun aber nicht mehr zu erreichen war. Diebels und Sleyfer hatten die einzigen beiden Torchancen für die Hobbies, hatten aber kein Glück bei ihren Schüssen. Das 2:0 kurz vor Schluss machte dann alles klar. Hochverdient und chancenlos waren die Hamborner geschlagen und konnten nun in Ruhe die Heimreise antreten. Als Belohnung für die tollen Auftritte ließ sich Kapitän Bomber dann auch gleich von der Turnierorganisation die "Urkunde für nichts" ausstellen.

Heim ging es aber nur zum Falkenlager, schließlich wollte a) geschissen und b) abends noch gefeiert werden, außerdem waren nur noch wenige Stunden bis zu Guidos Geburtstag am Sonntag zu absolvieren. Reinfeiern war da das Mindeste, was das Team tun konnte. Nach der erholenden und überfälligen Dusche begingen die Duisburger allerdings den großen Fehler, ihren Hunger durch eine Pizza stillen zu wollen.

Willkommen im Zelt von Ben Binkle
Per Telefon ordertet Guido dann auch die Nahrung, doch entpuppte sich die Pizza als faustdickes Hefeteilchen, das im Magen allerhand anstellte, ohne jedoch dabei zu schmecken. Satt und mit Magendrücken stellte das Team unisono klar: Das war die schlechteste Pizza der Welt! Föhrchterlich!

Die Turnierveranstalter lockten abends mit einer Players Night in der Föhrer Kultdisco Olympic, also war es natürlich klar, dass sich Hamborn dort sehen lässt. Nach ein paar Bieren im Zelt ging es dann per Taxi zum Olympic, um Guido die Geburtstagsehre zu erweisen und um auch mal was anderes zu trinken, als immer nur Bier. Das Olympic entpuppte sich dann als sympathisch-rückständige Dorfdisco, die nur eine Theke hatte, was zu langen Wartezeiten führte.

Dennoch überbrückten die Hamborner die Stunden bis null Uhr gewohnt souverän und nach kurzen Glückwünschen an den Junior tat dann auch der DJ seinen Job und gratulierte kurz per Durchsage. Als Geschenk bekam der nun 20 Jahre alte Herr Cassel von seinem Teamkollegen eine hübsche Blondine, die Frank vorher mit 50 Euro geschmiert hatte. Und während sich das Geburtstagskind auch gleich ans Auspacken machte, trat der Rest vom Schützenfest nach ein paar weiteren Alcopops die Rückreise ins Zelt an, wo auf alle - bis auf Frank - ein warmer Schlafsack wartete. Und obwohl es draußen beinahe stürmte, schliefen alle einen gesunden Schlaf, bis morgens um sieben wieder der ungeliebte Wecker klingelte, der dann das Ende der Reise verkündete.

Die müden Hamborner reisen zurück Doch standen zwischen Hier und Heimat noch viele Stunden Rückreise. Geduscht, gefrühstückt und geshuttlebust ging es wieder auf die Föhre zum Festland, dann mit der Bimmelbahn nach Dagebüll und mit dem Zug nach Niebüll. In dieser eher nicht pulsierenden Stadt hatten die Hamborner schon auf der Hinreise einen längeren Aufenthalt bestritten. Zumindest blieb Ben genug Zeit, um irgendwo in dieser Gegend sein Handy zu verlieren. Dafür kaufte er sich aber Panini-Sammelbilder von der Euro.

Auf der restlichen Heimreise war es erstaunlich still. Die einen holten ihr Schlafdefizit nach, Tommes und Guido packten sogar allen Ernstes ihre Uni-Unterlagen aus und lernten fleißig. Als der Zug um 18.10 Uhr wieder den Duisburger Heimathafen erreichte, begann die Zeit der Verabschiedung. Diese Zeit dauerte aber so lange, dass Christoph um ein Haar den Zug verpasst hätte, der dann mit allen seinen Sachen weiter gefahren wäre. Nur ein sensationeller Sprint Richtung Lokführer rettete den Linksverteidiger.

Auf dem Weg durch die Bahnhofshalle ließen die Hamborner nun die Kneipe rechts liegen, ohne der Wirtin groß Beachtung zu schenken. Es gab auch nichts mehr zu feiern an diesem Sonntagabend, zu müde waren die heimgekehrten Urlauber nach einen wunderbaren und unvergesslichen Wochenende. Föhr alle Beteiligten stand fest: Die Mannschaftsfahrten haben bei Hobby Hamborn Zukunft. Vielleicht aber beim nächsten Mal mit Ballnetz und Chemieklo. Und mit einem Turniersieg natürlich.

Ergebnisse der Gruppenphase
Hobby Hamborn: Dirk Weyers - Michael Bumen, Christoph Schurse, Ben Binkle, Frank Sleyfer, Stefan Diebels - Philipp Greis, Guido Cassel, Thomas Przystupa, Boris Martinovic

2. FC WH Holzbein - Hobby Hamborn 0:4

Tore:
0:1 Bumen (Vorlage Cassel)
0:2 Bumen (Cassel)
0:3 Cassel (Bumen)
0:4 Greis (Cassel)


Hobby Hamborn - FC Hütte 3:2

Tore:
0:1
1:1 Sleyfer (Cassel)
1:2
2:2 Eigentor
3:2 Binkle (Przystupa)

Hobby Hamborn - Team Otto Schweissfurth 2:5

Tore:
0:1
0:2
0:3
1:3 Cassel (-)
1:4
1:5
2:5 Greis (Bumen)

Red-Nose-City - Hobby Hamborn 0:8

Tore:
0:1 Cassel (-)
0:2 Bumen (Greis)
0:3 Cassel (Bumen)
0:4 Sleyfer (Martinovic)
0:5 Diebels (-)
0:6 Cassel (-)
0:7 Greis (Sleyfer)
0:8 Bumen (-)

Ergebnis der ersten K.o-Runde

Britzer Twister - Hobby Hamborn 2:0

Tore:
1:0
2:0

Hobby Hamborn damit in der Runde der letzten 32 Teams gescheitert.


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