Die Neuordnung des Duisburger Nordens

29. Oktober 2005

Da geht dem Fußballfan das Herz auf: Vor der Rekordkulisse von etwa 25 Zuschauern lieferten sich Mattler United und Hobby Hamborn ein packendes Derby und einen offenen Schlagabtausch, bei dem letztlich Glück, Geschick und die geringere Fehlerquote den Ausschlag zu Gunsten der Gastgeber und damit zu Ungunsten der Hobbies gab. Durch das 4:3 (2:1) über Hamborn sicherte sich Mattler vorzeitig Platz drei in der Hobbyliga Duisburg und damit auch die Stellung als "erste Kraft im Duisburger Norden", denn auch das Hinspiel ging bereits mit 4:2 an die Rot-Gelben.


Marius Niedoba hütete notgedrungen das Hobby-Tor
Mattler gegen Hobby - das hat im Duisburger Norden schon Tradition. Aus der Zeit der Freundschaftsspiele stammen noch diverse Kantersiege der Blauen, noch im April 2004 siegten die Hamborner mit 9:0 beim Lokalrivalen. Doch die Phase, in der Mattler United nur Kanonenfutter war, ist längst vorbei und diese Resultate klingen heute wie Geschichten aus der Nachkriegszeit. Personelle Umstellungen im Kader und reichlich Erfahrung auf dem Aschegroßfeld machten aus der einstigen Schießbude eine starke Truppe, die gleich im ersten Jahr in der Hobbliga hinter den etablierten Spitzenklubs Deserteure Duisburg und BWJ Bruckhausen Rang drei belegte. Da muss man auch als Lokalrivale den Hut vor ziehen.

Im Hinspiel schockte Mattler die Hobbies mit einem 4:2-Erfolg, was zugleich auch die erste Niederlage gegen United überhaupt war. Zum Rückspiel sprachen daher alle Blauen von der nötigen Revanche. Auch wenn diese letztlich ausblieb, boten die Hamborner ein gutes Spiel voller Kampf und Leidenschaft, aber ohne Happy End. Nach der desolaten Leistung zuletzt beim 3:1-Erfolg über MGF Moers zeigten die Hamborner aber, dass auch Hobbyfußball eine gute Sache sein kann und nicht zwangsläufig in desolaten Gegurke enden muss.

Wirkte die Hobbies vor dem Spiel noch topmotiviert und wild entschlossen, waren dies Tugenden mit dem Anpfiff wie weggeblasen. Die ersten 20 Minuten gehörten einzig und allein Mattler United, die ihre Überlegenheit in nahezu allen Belangen auch gleich mal in zwei Treffer ummünzten. Bereits nach fünf Minuten köpfte ein Mattlerstürmer aus kurzer Distanz eine Freistoßflanke zum 1:0 ein, etwas später erhöhte der zweite Angreifer nach einem Konter per Distanzschuss ins kurze Eck auf 2:0 für die Hausherren.

Langsam aber sicher nahm nun auch Hamborn an diesem Spiel teil und verschob das Geschehen zusehends in die gegnerische Hälfte, Mattler verlegte sich auf ihre große Stärke: lange Bälle und schnelle Konter. Im Anschluss an eine Ecke gab es ein "Scharmünzel" (Philipp Greis) im Strafraum, welches der Wortschöpfer höchstpersönlich ausnutzte und zum 1:2 einzuschießen. Bis zur Halbzeitpause machten die Blauen weiter mächtig Druck, immer wieder wurden die Angriffe von Guido Cassel und dem agilen Greis initiiert. Nach Maßflanke von Thomas Przystupa war es erneut Greis, der kurz vor dem Seitenwechsel per Kopf den Mattler-Schlussmann tunnelte - der Ball kullerte Richtung Tor und wurde vom Keeper auf oder hinter der Linie gerettet. Das war nun die Frage, aber eine Frage, die vor allem der entscheidende Mann auf dem Platz nicht zu beantworten wusste. Der Schiedsrichter, der sich zur Tatzeit im Mittelkreis befand, ließ mit den Worten "habe ich nicht gesehen" weiterspielen.

Auch nach der Pause blieb zunächst Hamborn am Drücker. Der eingewechselte Spielmacher Thomas "The Can" Yalim war es dann, der erneut eine Konfusion nach einem Eckball ausnutzte, um per Strahl aus dem Gewühl zum 2:2 zu vollstrecken. Mit neuer Moral setzten die Hobbies ihre Angriffe fort, Mattler brach aber nicht auseinander, sondern setzte ebenfalls verstärkt auf die Offensive. Klare Torchancen gab es weder links noch rechts, dafür entwickelte sich aber ein flottes und hart umkämpftes Spiel, dass der Schiedsrichter zu keinem Zeitpunkt unter Kontrolle hatte. Neben diversen nebulösen Freistoßentscheidungen verpasste es der Unparteiische auch, rechtzeitig Gelbe Karten zu verteilen. Greis, Markus Blümlein und Stefan Diebels hätten nach Foulspielen ebenso zwingend verwarnt werden müssen wie zwei Mattler-Spieler, Michael Schlemann hatte sogar Riesenglück, als eine klare Notbremse von ihm nicht geahndet wurde. Hüben wie drüben pfiff sich der Mann in schwarz ein völliges Chaos zusammen, aber immerhin kann man nicht behaupten, er hätte die eine oder die andere Mannschaft bewußt bevorteilt.

Wir springen in die Schlussphase, denn die hatte es wahrlich in sich. Nach einem Eckball sprang der 2,17 Meter große Mattler-Akteur, der von allen nur "Opa" gerufen wird, höher als Horst Hrubesch Schlemann und nickte zur erneuten Führung ein. Einmal mehr bewiesen die Hamborner aber Moral und kamen nur wenige Minuten später zum erneuten Ausgleich. Per Steilpass wurde die Abseitsfalle von United überlistet und Cassel auf die Reise geschickt, der souverän die Nerven behielt und zum 3:3 einschob. Es folgte das endgültige Anrennen der Hobbies, immer wieder unterbrochen durch gefährliche Konterversuche der Hausherren. Vier Minuten vor Spielende dann die Großchance zur Hamborner Führung. Thomas Przystupa zieht auf links in den Strafraum, in der Mitte läuft Cassel in Position, doch Przystupa versucht es selber und verzieht nur minimal am langen Pfosten vorbei.

Wenig später dann die zweite Schlüsselszene in der heißen Schlussphase. Libero Michael Bumen wollte einen langen Ball der Uniteds an der Mittellinie per Brustpass direkt zu Matthias Nisbach spielen, der damit aber nicht rechnete und den Ball nicht erreichte. Am schnellsten reagierte der Mattler-Stürmer, der seinen Kollegen, der rund zwei Meter im Abseits wartete, auf die Reise zum 4:3 schickte. Der Schiedsrichter konnte diese Abseitsstellung unmöglich erkennen, da er sich zu dieser Zeit die gewohnten 60 Meter entfernt vom Ball aufhielt. Erneut ließ er mangels Beweise das Spiel laufen und wie zuvor Cassel blieb diesmal auch der Mattler-Angreifer eiskalt und ließ Ersatzschlussmann Marius Niedoba keine Chance. Die verbleibenden Minuten versuchten die Hamborner noch einmal alles Menschenmögliche, aber weder Glück, noch Geschick reichten zum erneuten Ausgleich. Bezeichnend: In der dritten Minute der Nachspielzeit, als alle Feldspieler noch einmal im Mattler-Strafraum versammelt waren, schoss Cassel den letzten Eckball direkt aufs obere Tornetz.

So gewann Mattler United auch das zweite Derby unter Ligabedingungen, wenn auch diesmal nicht so verdient wie im Hinspiel, wo sie noch klar besser waren. In der entscheidenden Spielphase leistete sich Hamborn zwei Fehler, die dann den Ausschlag gaben. Nach kampfbetonten 90 Minuten auf recht gutem Hobbyniveau wurden die Hobbies für ihre gute Moral und ihre Leistungssteigerung nicht belohnt und müssen nun damit leben, in der Tabelle den Erzrivalen aus der Nachbarschaft nicht mehr überholen zu können.

Mattler United - Hobby Hamborn 4:3 (2:1)
Mattler United: Aufstellung unbekannt

Hobby Hamborn: Marius Niedoba - Matthias Nisbach, Michael Bumen, Michael Schlemann - Stefan Diebels (46. Thomas Yalim), Markus Blümlein, Ben Binkle - Thomas Przystupa, Guido Cassel, Philipp Greis - Boris Martinovic

Tore:

1:0 (5. Minute)
2:0 (20.)
2:1 Greis (29./ohne Vorlage)
2:2 Yalim (57./Bumen)
3:2 (77.)
3:3 Cassel (83./???)
4:3 (89.)

Startaufstellung:

Niedoba

Nisbach

Bumen

Schlemann

Diebels

Blümlein

Binkle

Greis

Cassel

Przystupa

Martinovic

Reserve: Yalim
Spieler des Spiels:

Spieler des Spiels: Philipp Greis

Philipp Greis

Torschütze und bester Mann auf dem Feld: laufstark, kampfstark und mit unbändigem Willen

Gelbe Karten:
Yalim (Trikot ausziehen)

Platzverweise:
keine

Besondere Vorkommnisse:
Blümlein muss mit Zerrung raus (90.)
Edelfan Hörsken kommt erst zu spät, ist schlecht gekleidet und schreibt dann nicht mal mit

Zuschauer:
Etwa 25, darunter Ingo Hörsken, Thomas Freundin Kerstin, Guidos Freundin (Name unbekannt), Vater Diebels und Stefans Freundin Ina, Tobias Salzburger mit Gemahlin Sabrina, Vater Blümlein.

Platzanlage:
Ascheplatz von Gelb-Weiß Hamborn

Wetter:
warm und trocken

Die Spieler in der Einzelkritik

Benotet von Ben Binkle, Tobias Salzburger und Philipp Greis

Marius Niedoba

0 Tore
0 Vorlagen
0 Karten

Marius Niedoba 4
(Binkle 3,5 - Salzburger 4,5 - Greis 4)
Welch ein Alptraum für den tapferen Ersatzkeeper: Gleich die ersten beiden Bälle fanden den Weg ins Tor. Auch wenn sie sicher nicht unhaltbar waren gilt es zu beachten, dass wohl auch kein anderer potentieller Ersatzkeeper diese Bälle gehalten hätte.

Kent Brockman

0 Tore
0 Vorlagen
0 Karten

Matthias Nisbach
(Binkle 2,5 - Salzburger 4 - Greis 3)
Die schnellen und dribbelstarken Mattler-Angreifer zu bewachen ist kein einfacher Job. Um so mehr Lob gebührt dem tapferen Sauerkraut Kent-Melvin für eine sehr engagierte Leistung mit guter Zweikampfbilanz - und das auch noch auf der ungewohnten rechten Abwehrbahn.

Markus Blümlein

0 Tore
0 Vorlagen
0 Karten

Markus Blümlein 3,5
(Binkle 3,5 - Salzburger 3,5 - Greis 4)
Der Ballverteiler und -eroberer vor der Abwehr kam zu Beginn überhaupt nicht in die Partie und vertendelte einige leichte Bälle. Kämpfte sich aber dann ins Spiel und steigerte sich bis hin zu einer ordentlichen Tagesform. Zeigte immens viel Einsatz und musste kurz vor Schluss mit einer Zerrung raus.

Stefan Diebels

0 Tore
0 Vorlagen
0 Karten

Stefan Diebels 3
(Binkle 3 - Salzburger 3,5 - Greis 2,5)
Wirklich schade, dass Stefan zur Pause mit Krämpfen selber seine Auswechslung anordnete, denn in dieser Form wäre er über 90 Minuten eine echte Verstärkung für Hamborn gewesen. Er setzte nach den lethargischen Anfangsminuten ein kämpferisches Zeichen und war einer der ersten, der die Zweikämpfe annahm und auch gewann.

Thomas Yalim

1 Tor
0 Vorlagen
1 Gelbe Karte

Thomas Yalim 2,5
(Binkle 2,5 - Salzburger 3 - Greis 2,5)
Aus Termingründen kam die Nummer zehn erneut nur von der Bank, präsentierte sich dann aber ganz stark im halbrechten Mittelfeld. Schoss das zwischenzeitliche 2:2, kurbelte immer wieder die Angriffe an und lief, was die Beine hergaben. Kämpferisch und spielerisch einer der besten Leute auf dem Platz.

Guido Cassel

1 Tor
0 Vorlagen
0 Karten

Guido Cassel 3,5
(Binkle 3,5 - Salzburger 3,5 - Greis 3)
Der hochtalentierte Junior behielt beim Tor zum 3:3 die Nerven und hatte starke Szenen vor allem im Zusammenspiel mit Greis auf der rechten Seite. Als hängende Spitze oder offensives Mittelfeld hielt er aber oft den Ball zu lange und suchte zu früh das Dribbling, anstatt das Spielgerät schnell zu verteilen. Licht und Schatten.

Michael Bumen

0 Tore
0 Vorlagen
0 Karten

Michael Bumen 3,5
(Binkle 3,5 - Salzburger 3,5 - Greis 3,5)
Der Bomber gab 87 Minuten lang den kompromisslosen Libero, der die langen Bälle des Gegner konsequent hinten rausschlug. Warum er dann kurz vor Schluss versuchte, einen Befreiungsschlag elegant mit der Brust zu klären, was dann schief ging und letztlich zum 3:4 führte, wird sein Geheimnis bleiben. Schade, denn dieser eminente Fehler schmälert seine ansonsten tadellose Leistung.

Michael Schlemann

0 Tore
0 Vorlagen
0 Karten

Michael Schlemann 3
(Binkle 2,5 - Salzburger 4 - Greis 3)
Sonderlob für und Hut ab vor Michael Schlemann! Als linker Manndecker zwangsverpflichtet steigerte sich der Horst Hrubesch von Hobby Hamborn nach anfänglichen Problemen in seine neue Rolle hinein und entnervte den Mattlerstürmer konsequent. Engagiert, kämpferisch und sehr mannschaftsdienlich - nicht umsonst bekam er von Ben Binkle im Hundertmeister ein Bier für seine Leistung spendiert.

Philipp Greis

1 Tor
0 Vorlagen
0 Karten

Philipp Greis 2
(Binkle 1,5 - Salzburger 2 - Greis 2)
Diego Platzwunde aka Philipp Greis zeigte definitiv seine beste Saisonleistung und war auch der beste Hamborner auf dem Platz. Gewaltiges Laufpensum, dazu noch ein Tor und eigentlich ein weiterer Treffer, der ihm aber aberkannt wurde. Über ihn liefen die meisten gefährlichen Angriffe, er war von Mattler nie zu kontrollieren und darum zu Recht MVP dieser Partie.

Ben Binkle

0 Tore
0 Vorlagen
0 Karten

Ben Binkle 3
(Binkle 3 - Salzburger 4 - Greis 2,5)
Binkle zeigte im halblinken Mittelfeld eine gute Partie, sowohl in der Offensive als auch in der oft von ihm verschmähten Defensive. Ließ Schlemann nie im Stich, kam sogar passabel in die Zweikämpfe und hatte im Spiel nach vorne auch einige gute Szenen. Zeitweise aber mit ernsteren Konditionsproblemen etwas abgetaucht.

Boris Martinovic

0 Tore
0 Vorlagen
0 Karten

Boris Martinovic 4
(Binkle 4 - Salzburger 4 - Greis 3,5)
Der Mittelstürmer hatte eine gute Chance zum Torerfolg, sein Schuss wurde aber abgeblockt. Ansonsten war der Kroate bemüht, aber nicht sonderlich effektiv, sein Zusammenspiel mit Cassel und Przystupa erscheint ebenfalls verbesserungswürdig.

Thomas Przystupa

0 Tore
0 Vorlagen
0 Karten

Thomas Przystupa 3,5
(Binkle 4 - Salzburger 3,5 - Greis 3,5)
Auf Linksaußen hing Przystupa große Teile des Spiels in der Luft, da die Hamborner Angriffe zumeist über Greis auf der rechten Seite vorgetragen wurden. Kämpferisch war der Blondschopf einmal mehr unantastbar, dafür vergeigte er kurz vor Schluss leichtfertig eine mögliche 4:3-Führung, als er selber den Abschluss suchte, anstatt den völlig freien Cassel vor dem leeren Tor zu bedienen.


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