Elfmetertrauma besiegt, Finaltrauma gefestigt
Zu müde waren die Hamborner nach dem Finale, als dass sie sich groß über die so eben erlittene Niederlage hätten ärgern können. Dabei ging auch das vierte Endspiel der Vereinsgeschichte verloren und der erste Turniersieg lässt weiter auf sich warten. Doch daran dachten die müden Kicker nicht, denn der große Pokal und der gewonnene Ball, sowie die vielen positiven Eindrücke waren Trost genug, um zufrieden die Heimreise anzutreten.Und betrachtet man den Verlauf des Turniers von HM Rheinberg an diesem lauen Augusttag, so war das Erreichen des Endspiels alles andere als eine Selbstverständlichkeit. Und das lag nicht an den vielen Absagen (Martinovic, Cassel, Przystupa, Diebels, Niedoba, Yalim, Sleyfer und Brassmann waren nicht dabei), sondern eher an der mauen Darbietung der (zumindest körperlich) Anwesenden. Nach vier Gruppenspielen mussten die Blauen mit gerade einmal vier Punkten sogar ernsthaft um das Erreichen des Viertelfinales zittern, doch eine Leistungssteigerung zur (gerade noch) rechten Zeit brachte Hamborn wieder auf Kurs, der aber dann kurz vor dem Ziel endete.
"Philipp hat gespielt, als hätte man ihn mit Duracell gefüttert!"
Matthias Nisbach zur Begründung seiner Benotung
Den Turnierbeginn verschliefen die Hamborner jedenfalls komplett. In Spiel eins standen alle Hobbies völlig neben sich, Gastspieler Frank Baade hatte zudem verpennt und kam erst an, als es schon fast vorbei war. Allerdings entpuppte sich die 1:2-Niederlage gegen die Firma Schwartz als echter Wachmacher, denn schon in Spiel zwei schien Hamborn voll da zu sein. Gegen den späteren Sieger Bernsau wurde mit 2:0 gewonnen und auch in der dritten Vorrundenpartie sprang gegen die starken Power Kickers (am Ende auf Rang vier) ein respektables 1:1 heraus.
Zudem schien jeder Hamborner seine Rolle im Team gefunden zu haben. Die Abwehr um Markus Blümlein, Matthias Nisbach und Christoph Schurse stand sicher, im Mittelfeld glänzten Michael Bumen und Frank Baade mit Übersicht sowie Philipp Greis mit unermüdlicher Laufstärke und ganz vorne zeigte Ben Binkle echte Vollstreckerqualitäten. Geboten wurde einiges: Nach Zwei-Meter-Traumpass von Baade musste Greis nur noch 30 Meter bis zum gegnerischen Tor sprinten, dabei zwei Verteidiger und den Torwart umspielen um dann aufs leere Tor einzuschieben. "Knippser" Binkle konnte sich dagegen bei seinen Toren bei den tödlichen Pässen von Edeltechniker Schursinho bedanken.
"Immer wenn ich auf dem Platz stehe, kassieren wir die Gegentore!"
Um so unerklärlicher kam dann in Spiel vier gegen den HSV Diebels-Live eine peinliche 0:1-Schlappe - der einzige Sieg für den keineswegs starken, aber dafür recht unfairen Gegner. Und so kam es im letzten Gruppenspiel gegen Dorfkrug Kapellen zu einem echten Endspiel um den vierten Platz, der noch zur Teilnahme am Viertelfinale berechtigte.
Und die Hilfe kam dann aus der Türkei. Aber nicht von Thomas Yalim, der gerade in Duisburg fleißig Privatrecht büffelte, sondern durch Erik "Ümit" Engler. Frisch, knackig dunkelbraun und völlig übermüdet aus dem Alanya-Urlaub zurück tauchte er in Zivil auf der Anlage des TuS Rheinberg 08 auf, um das Team moralisch zu unterstützen. Als er den Ernst der Lage begriff, wurde aus dem moralisch schnell ein tatkräftig und mit Matthias Ersatzschuhen sprang er den müden Hamborner zur Seite. Und durch den Impuls des neuen Mannes fand Hamborn zur gewohnten Form, spielte eine starke Partie gegen Dorfkrug, in der Schurse ein echtes Traumtor erzielte und auch Engler gleich in die Maschen traf. Mit dem 3:1-Sieg hatte sich Hamborn das letzte Viertelfinal-Ticket gesichert. Und das Turnier konnte endlich richtig beginnen.
"Und immer wenn ich auf dem Platz stehe, schießen wir die Tore!"
Gegen den HFC Dülmen, immerhin Sieger einer der beiden anderen Gruppen, hatten die Blauen in der Runde der letzten Acht dann erstaunlich wenig Probleme. Erst traf Engler, dann markierte die Utforter Leihgabe Baade den 2:0-Endstand. Keeper Dirk Weyers und die Hamborner Defensivstrategen taten in der Folgezeit ihren Teil, um das Ergebnis zu halten. Mit der Erkenntnis, Platz vier schon in der Tasche zu haben, konnte Hobby im Halbfinale dann befreit aufspielen.
Aber so kam es nicht. In einer taktisch geprägten Partie gegen Arratta Power wollten sich beide Teams nicht aus der Reserve locken lassen und ließen den letzten Offensivgeist vermissen. Vielleicht lag das aber auch einfach an der Erschöpfung, die beiden Teams deutlich anzumerken war. Erst als die Gegner Mitte der zweiten Hälfte mit 1:0 in Front gingen, musste Hamborn alles auf eine Karte setzen. Und da vereinigten sich Glück und Geschick: Ein langer Pass von Nisbach landet zwischen dem gegnerischen Keeper und dem heranstürmenden Engler, es kommt zum Pressschlag und auf einmal trudelt der Ball ins Tor - der Rest war Jubel! Drei Minuten später pfiff der Schiri ab und es kam zum Elfmeterschießen.
Während der schwarze Schimmel durch den trockenen Regen reitet,
Tja, und da standen sie dann, die Hamborner. Denn laufen konnte eigentlich keiner mehr. Kapitän Blümlein musste sich zudem noch vor dem Endspiel terminbedingt verabschieden, so dass zum "Rückspiel" gegen Bernsau, die in der Vorrunde noch mit 2:0 besiegt wurden, nur noch acht völlig erschöpfte Hobbies übrigblieben. Auch wenn diese alles versuchten, das 2:0 der wesentlich fitteren Gegner, die gleich sechs Wechselspieler an der Bande stehen hatte, war verdient und folgerichtig.
Zwar schmerzte der verpasste Titel schon, aber was wirklich weh tat, das waren die Beine und Knochen der Hamborner. Aber wenigsten wussten alle, woher die Schmerzen kamen - nämlich von einer klasse Leistung bei einen tollen Turnier und einem hervorragenden zweiten Platz. Und das war es wert, auch ohne Titel.
Hamborn:
Dirk Weyers (1,5) - Christoph Schurse (2), Michael Bumen (2), Markus Blümlein (2,5), Matthias Nisbach (2) - Philipp Greis (2), Ben Binkle (2), Erik Engler (1.5), Frank Baade (2,5)
Spieler des Turniers:
Spielort:
Turniermodus:
Die Gruppenspiele in der Übersicht:
Hobby Hamborn - Firma Schwartz 1:2
Hobby Hamborn - Bernsau 2:0
Hobby Hamborn - Power Kickers 1:1
Hobby Hamborn - HSV Diebels-Live 0:1
Hobby Hamborn - Dorfkrug Kapellen 3:1
Hobby Hamborn damit als Gruppenvierter fürs Viertelfinale qualifiziert
Viertelfinale:
Hobby Hamborn - HFC Dülmen 2:0
Halbfinale:
Hobby Hamborn - Arratta Power 1:1, 6:5 nach Elfmeterschießen
Elfmeterschießen:
Finale:
Hobby Hamborn - Bernsau 0:2
Hobby Hamborn damit Zweiter von 14 Mannschaften
(Diesmal benotet von Ben Binkle, Michael Bumen und Matthias Nisbach)
1,5
(Binkle 1,5 - Bumen 1,5 - Nisbach 1,5) 2,5
(Binkle 2,5 - Bumen 2,5 - Nisbach 2,5) 2
(Binkle 2 - Bumen 2 - Nisbach 2) 2
(Binkle 2 - Bumen 2 - Nisbach 1,5) 2
(Binkle 2,5 - Bumen 2 - Nisbach 2) 1,5
(Binkle 2 - Bumen 1 - Nisbach 1,5) 2
(Binkle 2 - Bumen 2 - Nisbach 1,5) 2,5
(Binkle 2,5 - Bumen 2,5 - Nisbach 2) 2
(Binkle 2 - Bumen 2 - Nisbach 1,5)
Frank Baade nach einer Auswechselung
Ben Binkle nach Frank Baades Auswechselung
gewinnt Hobby Hamborn ein Elfmeterschießen
Das Turnier in der Statistik
Dirk Weyers
Platzanlage des TuS Rheinberg 08
Gespielt wurde in der Gruppenphase 1x15 Minuten, im K.o-System dann 2x10 Minuten auf einem Rasen-Kleinfeld. Hobby Hamborn spielte in einer Sechser-Gruppe im Modus jeder gegen jeden, zudem gab es zwei Vierergruppen. Die ersten Vier der Sechser- und die jeweils ersten Zwei der beiden Vierergruppen spielten dann im K.o-System das Viertelfinale aus.
Tore: 0:1, 1:1 Binkle (Schurse), 1:2
Tore: 1:0 Bumen (Binkle), 2:0 Greis (Baade)
Tore: 0:1, 1:1 Binkle (Schurse)
Tore: 0:1
Tore: 1:0 Schurse (-), 2:0 Binkle (Greis), 3:0 Engler (Bumen), 3:1
Tore: 1:0 Engler (Binkle), 2:0 Baade (Greis)
Tore: 0:1, 1:1 Engler (Nisbach)
Engler verschießt
Weyers hält
2:1 Binkle
2:2
3:2 Schurse
3:3
4:3 Bumen
4:4
5:4 Blümlein
5:5
6:5 Binkle
Weyers hält
Tore: 0:1, 0:2
Kommentar: War nicht nur im Elfmeterschießen mit zwei parierten Schüssen der Held, auch im Spiel zeigte er tolle und wichtige Paraden. Blieb zudem immer konzentriert und fehlerfrei.
Kommentar: Nach anfänglichen Unsicherheiten fand der Kapitän im Laufe des Turniers immer besser zu seiner Form und war vor allem im Halbfinale ganz stark. Behielt zudem vom Elfmeterpunkt die Nerven und organisierte die Abwehrreihe gewohnt sicher.
Kommentar: Dass Christoph hinten sicher steht, ist man ja schon gewohnt, aber dass er auch in der Offensive Akzente setzten kann, bewies er heute eindrucksvoll. Neben viel Kampf und Einsatz gab Schursinho auch noch zwei Assists und markierte ein wunderschönes und immens wichtiges Tor im letzten Gruppenspiel.
Kommentar: Anfangs mit Kreislaufproblemen, später dann gefestigt und gewohnt souverän in der Abwehr. Trieb auch das Offensivspiel von hinten raus immer wieder mit an, erzielte ein Kopfballtor und bereitete einen weiteren Treffer vor.
Kommentar: Mattes agierte erneut unglaublich einsatzfreudig, grätschte was das Körper hergab und steigerte such im Laufe des Turniers in einen wahren Verteidigungs-Wahn. Lieferte im Halbfinale zudem den ersten Assists seiner Hobby-Hamborn-Karriere.
Kommentar: Unglaubliche Moral bei Erik: Kam gerade aus dem Urlaub und spielte trotz Übermüdung und mäßiger Fitness ein tolles Turnier. War immer anspielbar, lauffreudig und zudem noch torgefährlich. Gab letztlich den Impuls, den Hamborn zur Leistungssteigerung noch gebraucht hat.
Kommentar: Verschlief Spiel eins völlig (zu wenig gesoffen?), spielte aber dann wie aufgedreht. Mit Abstand der lauf- und kampfstärkste Hamborner in der Offensive, versuchte sich immer wieder im eins gegen eins und zeigte viele gelungene Sololäufe, wie auch bei seinem Tor. Dazu noch mit dem Auge für den freien Mitspieler und zwei Assists.
Kommentar: Der Leihspieler rechtfertigte seine Nominierung mit sehr klugem Spiel. War immer anspielbar und bemühte sich um Konstruktivität im Spielaufbau, wo er mit genauen Pässen und guten Ideen überzeugte. Vollstreckte einen Traumpass von Philipp und legtem diesem zuvor auch einen Treffer auf.
Kommentar: Heute als Goalgetter unterwegs. Machte mit drei Toren aus fünf Chancen das Fehlen der etatmäßigen Angreifer vergessen, war zudem auch als Vorbereiter gut in Form und behielt im Elfmeterschießen (wie gewohnt) gleich doppelt die Nerven. Spielte sein bestes Kleinfeld-Turnier für Hamborn.