Keine Niederlage und doch (irgendwie) verloren

Ungeschlagen und sogar unbezwungen verließen elf müde und stark sonnengebräunte Hamborner am frühen Samstagabend das Turnier von Dorfkrug Kapellen, im Gepäck einen schicken großen Silberpokal und die leicht bittere Erkenntnis, dass es wieder nicht für den Turniersieg gereicht hat.

Und die Hamborner haderten am Ende mit dem Schicksal. Ein anderer Spielplan, ein größerer Kader, etwas mehr Glück, etwas mehr Fairness - es hätte vielleicht gereicht zum historischen ersten Titel für die Hobbies. Stattdessen gab es den vierten "Vize"-Titel seit 2001, mit dem man unterm Strich aber zufrieden sein kann und muss.

0:0 als Thema des Tages

Schon im ersten Spiel des Tages wurde - rückblickend betrachtet - der Turniersieg verspielt. Gegen den späteren Champion DVAG reichte es für mäßig ambitioniert kickende Hamborner nur zu einem uninspirierenden 0:0, obwohl man Spiel und Gegner weitestgehend im Griff hatte. Überhaupt war das 0:0 an diesem Tag sehr beliebt: Sechs der 15 Spiele endeten mit einem torlosen Remis, allein Dorfkrug Kapellen spielte vier Mal 0:0 und beendete sein Turnier nach fünf Spielen mit dem sagenhaften Torverhältnis von 1:0. Das ist wohl das logische Ergebnis eines 11 gegen 11 Großfeldturnieres mit so kurzer Spielzeit.

Nach einem 2:0-Sieg über TM Schacht, bei dem sich Erik Engler und Boris Martinovic als Goalgetter hervortaten, und einem etwas glücklichen 0:0 gegen Gastgeber Dorfkrug hatte sich das Feld der Titelanwärter auf drei Vereine reduziert: Hamborn, DVAG und die Altherren des FSV Kapellen durften noch auf den Wanderpokal hoffen. Im vierten Spiel wurde dann pflichtgemäß das spätere Schlusslicht Eisenbahn 80 nach Toren von Guido Cassel und erneut Martinovic mit 2:0 geschlagen, sodass es im letzten Spiel zwischen Hamborn und den Altherren zu einem echten Endspiel um den Titel kam. Die Vorzeichen: Der Gewinner holt den Pott, bei einem Remis ist DVAG der lachende Dritte.

Unsportliche Schachter geben den Ausschlag

Und so kam es zu einem weiteren 0:0, dass sich elf wackere Hamborn unter der erbarmungslosen Moerser Sonne gegen die starken Oldies erschwitzen und erkämpften, was am Ende dann Platz zwei bedeutete. Was bis hierher alles sehr sportlich fair klingt, bekommt allerdings einen etwas bitteren Beigeschmack, wenn man mal ins Detail geht. Entscheidend für den Turniersieg von DVAG waren drei Tore, die sie bei ihrem 5:0-Erfolg gegen TM Schacht geschossen haben. In diesem Spiel hatte sich der Gegner aber bereits aufgegeben, lief aus Protest nur noch mit neun Mann auf (zu Beginn des Turniers waren es "immerhin" noch zehn) und legte sich zwischenzeitlich auch mal gerne einfach kampflos auf die Asche. Im Spiel gegen Hamborn zuvor hatten die Schachter noch wesentlich mehr Gegenwehr gezeigt, da es erst ihr zweites Turnierspiel war. Pech für Hamborn, Glück für DVAG, die allerdings ein gutes Turnier spielten und ebenso wie Hamborn und Dorfkrug ohne jedes Gegentor blieben.

Besonders hoch einzuschätzen ist dieser zweite Platz im Hinblick auf die etwas widrigen Umstände. In Frank Sleyfer (Urlaub), Stefan Diebels (THW), Markus Brassmann (THW) und Thomas Przystupa (Tennisturnier) fehlten gleich vier Stammkräfte, was sich bei glühender Sonne nicht nur in der Qualität, sondern auch in der Quantität bemerkbar machte. Bis zum dritten Spiel hatte Hamborn nur einen einzigen Auswechselspieler (zum Vergleich: Sieger DVAG kam mit 16 Mann), nach dem Abgang des Kapitäns Markus Blümlein, der zu einer Hochzeit musste, waren sie sogar ganz ohne Wechselchance. Dazu kam die Oberschenkelzerrung von Philipp Greis sowie Wadenkrämpfe bei Martinovic und Marius Niedoba, die aber alle tapfer bis zum Schluss durchhielten. Spätestens im letzten Spiel sah man allen Hobbies die völlige körperliche Erschöpfung dann auch deutlich an.

So ist Platz zwei in Kapellen als ein echter Erfolg zu bewerten, den die Mannschaft mit einer kompakten und kämpferisch überzeugenden Teamleistung errungen hat. Mit etwas mehr Glück oder einfach etwas mehr spielerischer Masse oder Klasse hätte es allerdings durchaus der erste Turniersieg werden können. Aber darauf muss Hamborn nun weiter warten.

So haben sie gespielt:

Hamborn: Dirk Weyers (2,5) - Christoph Schurse (2,5), Michael Bumen (2), Markus Blümlein (2,5), Matthias Nisbach (2,5) - Marius Niedoba (3), Philipp Greis (3), Ben Binkle (2,5), Thomas Yalim (2,5), Erik Engler (2) - Boris Martinovic (3), Guido Cassel (3).

Spielort:
Platzanlage des FSV Kapellen in Moers

Turniermodus:
Gespielt wurde zweimal zehn Minuten auf einem Asche-Großfeld in einer Sechser-Gruppe im Modus jeder gegen jeden

Die Ergebnisse in der Übersicht:

Hobby Hamborn - DVAG 0:0
Tore: -

Hobby Hamborn - TM Schacht 2/5 2:0
Tore: 1:0 Engler (ohne Vorlage), 2:0 Martinovic (Bumen)

Hobby Hamborn - Dorfkrug Kapellen 0:0
Tore: -

Hobby Hamborn - Eisenbahn 80 2:0
Tore: 1:0 Cassel (Yalim), 2:0 Martinovic (Cassel)

Hobby Hamborn - AH FSV Kapellen 0:0
Tore: -

Hobby Hamborn mit 9 Punkten und 4:0 Toren Zweiter hinter DVAG (9 Punkte, 7:0 Tore)


Die Spieler in der Einzelkritik:

(Diesmal benotet von Ben Binkle, Erik Engler und Philipp Greis)

Dirk Weyers

2,5

(Ben 2 - Erik 2,5 - Philipp 3)

Kommentar: Hielt in fünf Spielen seinen Kasten sauber und war immer da, wenn er gebraucht wurde. Zeigte drei Glanzparaden und war nur ganz selten etwas unsicher. Sehr gute Partie.

Christoph Schurse

2,5

(Ben 2,5 - Erik 2 - Philipp 3)

Kommentar: Auf der ungewohnten rechten Abwehrseite zeigte Christoph seine gewohnt gute Leistung in der Defensive. Vor allem in den letzten beiden Spielen und gegen Dorfkrug war er mit seiner Kampfstärke ein ganz wichtiger Spieler im Hamborner Team.

Markus Blümlein

2,5

(Ben 2 - Erik 2,5 - Philipp 2,5)

Kommentar: Bis zu seinem vorzeitigen Abgang nach Spiel drei mit gewohnt starker Abwehrleistung als Libero hinter der Kette. Gutes Stellungsspiel und gute Zweikampfwerte für den Kapitän.

Michael Bumen

2

(Ben 2 - Erik 2 - Philipp 2)

Kommentar: Bomber war spätestens nach dem Ausscheiden des Kapitäns der Fels in der Abwehr-Brandung. Hinten gewohnt stark, zeigte er zudem noch ein tolles Solo vor dem 2:0 gegen TM Schacht.

Matthias Nisbach

2,5

(Ben 3 - Erik 2 - Philipp 3)

Kommentar: Erst gegen Ende des Turniers offenbarte Mattes ein paar Schwächen am Ball, ansonsten knüpfte er nahtlos an die gute Leistung der Vorwoche an. Machte die linke Abwehrseite zumeist dicht und war mit viel Einsatz bei der Sache.

Marius Niedoba

3

(Ben 2,5 - Erik 3 - Philipp 3,5)

Kommentar: Im letzten Spiel hielt Marius trotz Wadenkrämpfen durch und zeigte auf der rechten Außenbahn eine solide Leistung. Sorgte zudem für Unterhaltung, als er seine Kopf in die Platz-Bewässerungsanlage steckte.

Ben Binkle

2,5

(Ben 2,5 - Erik 2 - Philipp 2,5)

Kommentar: Nanu - ein kämpferischer Ben, der viel in der Abwehr spielte und defensiv eines seiner bisher besten Spiele für Hamborn zeigte. Allerdings litt sein Offensivspiel etwas unter den vielen Wegen - und Zweikämpfen - im Mittelfeld.

Philipp Greis

3

(Ben 3 - Erik 2,5 - Philipp 3)

Kommentar: Holte sich beim Einspielen eine Oberschenkel-Zerrung, die man ihm dann auch anmerkte. Zwar überzeugte Diego durch tadellosen Einsatz, wirkte am Ball aber etwas fahrig und hektisch. In der Offensive gelang ihm bei seinen Solos nur wenig, was zumeist an der am Ende fehlenden Kraft lag.

Thomas Yalim

2,5

(Ben 3 - Erik 2,5 - Philipp 2,5)

Kommentar: Anfangs eher unscheinbar fand Thomas in den letzten beiden Partien besser ins Spiel und nahm das Heft im Mittelfeld in die Hand. War sehr bemüht, half vorne und hinten aus. Ansätze eines Spielmachers waren auch erkennbar.

Erik Engler

2

(Ben 1,5 - Erik 2 - Philipp 2,5)

Kommentar: Heute im defensiven Mittelfeld aufgeboten markierte Erik nicht nur das enorm wichtige 1:0 gegen TM Schacht, sondern war auch ohne diesen Pluspunkt einer der besten Hamborner. Lauf- und kampfstark ordnete er das Spiel und war auch in der Abwehr kaum zu überwinden.

Guido Cassel

3

(Ben 3 - Erik 3 - Philipp 3)

Kommentar: Ein tolles Tor und ein guter Assist gegen die Eisenbahner war Guidos Arbeitsnachweis. Der zuletzt so überragende Stürmer fand heute aber nur schwerlich ins Spiel, wirkte teilweise etwas lässig und vergab ein paar sehr gute Chancen. Ordentliche Leistung, er kann es aber deutlich besser.

Boris Martinovic

3

(Ben 3 - Erik 3 - Philipp 3)

Kommentar: Tat mit zwei Abstaubertoren seine Pflicht, war auch sonst viel unterwegs (bis er Wadenkrämpfe hatte), spielte aber viele unbedrängte Fehlpässe. Teilweise wirkte Boris etwas lässig und unkonzentriert, was sich aber im Laufe des Turniers immer mehr legte.

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