Viel Lärm um relativ wenig | 27. November 2004 |
Erste Winterdepressionen bei Hobby Hamborn: In einem niveauarmen Spiel trennten sich Hobby Hamborn und die Eishockeyfreunde Duisburg mit 1:1 (1:0). Trotz einer sehr schwachen Leistung hätte es für die Blauen fast noch zum Sieg gereicht, aber ein Tor fünf Minuten vor dem Abpfiff verhinderte völlig zu Recht einen Hamborner Heimsieg. Dass dieses Tor in Überzahl und nach einem mondkratergroßen Stellungsfehler fiel, macht die Sache noch schlimmer. Ohnehin war dieser Kick, der immer wieder von Gemecker und Geschnatter unterbrochen wurde, schon grausam anzuschauen.
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Die Comebacker: Martinovic und Blümlein |
Bis fünf Stunden vor Anpfiff war es noch unklar, ob, wo und wann denn überhaupt gespielt werden sollte. Jörg Hartinger, der umtriebige Eishockeyfreunde-Organisator, meldete kurzfristig Probleme mit der heimischen Platzanlage, sodass die Partie kurzerhand nach Rheinland verlegt wurde und nun als Heimspiel für Hobby in die Geschichtsbücher eingeht. Mit der exakt gleichen Startelf wie vor zwei Wochen beim grandiosen Pokalsieg in Dümpten gingen die Hamborner das 15. Saisonspiel an - eine besondere Partie für Michael Bumen, Markus Blümlein und Boris Martinovic. Kapitän Bumen feierte seinen 50. Einsatz für Hamborn, Blümlein und Martinovic gaben nach überstandenen Verletzungen ihr lang erwartetes Comeback, wenn auch erst einmal von der Ersatzbank aus.
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Der ganze Wirbel im Vorfeld schien beide Teams zu Beginn der 90 Minuten zu lähmen. Fast nichts tat sich vor den Augen der sieben Zuschauer, unter denen Edelfan Ingo Hoersken, Thomas Yalims Freundin Kerstin und Michael Schlemann befanden. So widmeten sich die beiden Erstgenannten entsprechend emsig dem mitgebrachten Glühwein. Chancen waren Mangelware, gute Kombination ebenfalls und nicht allen 22 Akteuren merkte man an, dass hier ein Fußballspiel lief. Die allgemeine Lahmarschigkeit wurde dann nach 42 Minuten jäh unterbrochen. Per Doppelpass spielte Erik Engler Philipp Greis auf der linken Seite frei und dessen Hereingabe konnte Thomas Przystupa zur 1:0-Führung vollstrecken. Bereits wenige Minuten zuvor hatte der Mann mit der Nummer zwölf seine Gefährlichkeit angedeutet, scheiterte aber am starken und cholerischen EHF-Keeper. Um den Leser nicht unnötig lange mit dem öden Kick zu quälen, folgt nun ein Sprung in die Endphase. Seit Wiederanpfiff lebte die Partie nur noch von Dialogen, Meckereien und Pöbeleien, zumeist zwischen den Eishockeyfreunden und dem Schiedsrichter. Dieser etwas hutzelige Senior war sicherlich nicht immer Herr der Partie, wurde aber von den Gästen zum Staatsfeind Nummer Eins hochstilisiert. Permanent wurde jeder Pfiff oder Nichtpfiff kommentiert, kritisiert und ironisiert. Ein scheinbar extra dafür auf die Welt gekommener Mensch, der sich wohl als Trainer der Gäste verdingte und mindestens 14 Semester Metaphorik studiert hat, ließ es sich auch nicht nehmen, geschätzte 26 Mal zu rufen: "Der Schiedsrichter hat doch eine blaue Kappe auf!" Mit diesem lebhaften, zeitgemäßen und sehr gewitzten Bild wollte er wohl dem Hutzelmann von Referee Parteilichkeit unterstellen. Damit stand der wortreiche Seitenliniensteher nicht alleine auf der Anlage: Auch seine Teamkollegen zogen nun verstärkt Textkarten aus dem Ärmel, allen voran der EHF-Keeper überzeugte mit stumpfesten Pöbeleien, sogar in Richtung Fanbank der Hamborner. Höhepunkt der ganzen Laberei war dann die Gelb-Rote Karte nach 82 Minuten. Bereits verwarnt nannte ein scheinbar dem Jähzorn nicht sehr fernstehender Eishockeyfreund den Herrn Schiedsrichter einen "Wichser". Der Wichser zog Rot. Ob all dieser Debattiererei, in der sich auch immer wieder Hamborner zu Wort meldeten, geriet der Fußball, der ja sowieso nur zeitweise mal gespielt wurde, in den Hintergrund. Die Gäste waren schon lange feldüberlegen und setzten die Hobbies unter Druck, ohne dabei all zu viele klare Chancen zu bekommen. Zwei Mal rettete der glänzend aufgelegte Keeper Dirk Weyers im eins gegen eins, ansonsten passierte recht wenig in beiden Strafräumen. So musste eben ein dicker Abwehrfehler her, um den Sieg noch aus der Hand zu geben. Zwar könnte man es ganz diplomatisch ein "Missverständnis" oder ein "Abstimmungsproblem" zwischen Libero Ben Binkle und Nebenmann Blümlein nennen, allerdings beschreiben Wörter wie "Sekundenschlaf", "plötzlicher Hirntod" oder "schwerer Autismus" viel genauer, was Binkle da machte. Ein Stellungsfehler der allerfeinsten Sorte machte den Weg nach einem langen Pass frei und auch Weyers konnte diesmal nicht mehr helfen. Eishockeyfreund Hartinger behielt die Nerven und schob zum 1:1-Endstand ein.
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Gut gedehnt ist halb getroffen: Thomas Przystupa | Keine Frage: Der Ausgleichstreffer, so glücklich auch seine Entstehung war, war verdient. Er war alleine schon deshalb verdient, weil Hamborn mit einer solchen Vorstellung (das Wort Leistung wird hier vermieden) keinen Sieg verdient hatte. Die Abwehr strahlte nie Sicherheit aus, stand wackelig und schaffte es nicht, Ordnung ins Spiel zu bringen. Im Mittelfeld war von Kompaktheit, Spielwitz und Zusammenspiel nichts zu erkennen, überall gab es Lücken und Ballverluste. Und im Sturm herrschte ebenfalls Flaute, nachdem sich zuletzt Guido Cassel und Przystupa noch in glänzender Form präsentiert hatten. Was aber am allermeisten nervte und offensichtlich wurde: Hobby Hamborn war kein Team an diesem Tag. Damit waren die Blauen ihrer größten Tugend beraubt. Schön blöd, wer sich selber so schwächt.
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Der Spielbericht ist hier offiziell beendet. Es folgt noch etwas Genöhle von Ben Binkle, wer weiterliest, der ist selber Schuld. Ein Beispiel soll das Fehlen jeglichen Teamgeists unterstreichen. Als in der Schlussphase die 1:0-Führung auf der Kippe stand, weil die Gäste immer mehr Druck machten und Hamborn nicht mehr geordnet hinten raus kam, da standen alle drei Stürmer auf dem Platz. Keiner dieser drei Offensivspieler war aber bereit, sich zu Gunsten eines Defensivspielers, der noch auf der Bank saß, auswechseln zu lassen. Begründung: "Ich war heute schon draußen". Es ist also scheinbar wichtiger, dass jeder einzelne xy Minuten spielt, als dass das Team gewinnt. In einer solchen Situation müsste bei jedem Mitglied des Teams - denn um genau das geht es doch hier - die Alarmglocke angehen. Taktisches Verständnis oder gesunder Menschenverstand, man kann es nennen wie man will, jedenfalls ist es nur logisch, in der Schlussphase bei einer Führung die ohnehin wackelige Defensive zu stärken und eben nicht drei Stürmer auf dem Platz zu haben. Stattdessen guckte aber jeder auf seine Stoppuhr oder seine Nebenleute und witterte die Ungerechtigkeit, heute vielleicht fünfzehn Minuten weniger gespielt zu haben als einer seiner Mitspieler. Dies ist im übrigen nicht der Versuch, Schuld auf irgendwelche Schultern zu verteilen, schließlich bin ich mir bewusst, wer da beim Gegentor die große Wurst war. Auch wenn wir gewonnen hätten, wäre mir dieser Sachverhalt negativ aufgefallen. Dass wir das auch anders - besser - können, hat uns Marius im Pokalspiel gezeigt. Im Sinne der Mannschaft hat er freiwillig und ohne, dass es dafür Leistungsgründe gegeben hätte, auf 45 Minuten Pokalfußball verzichtet, um Matthias durchspielen und Christoph einwechseln zu lassen. Das hat Marius sicherlich nicht aus Privatvergnügen getan, sondern nur, um Hamborns Siegchancen weiter zu erhöhen. So gewinnt man Spiele, das hat Stil, das ist Einstellung. Das hat aber heute eben gefehlt.
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Hobby Hamborn - Eishockeyfreunde Duisburg 1:1 (1:0) |
Hobby Hamborn: Dirk Weyers - Erik Engler, Ben Binkle, Markus Blümlein, Matthias Nisbach - Thomas Yalim, Frank Sleyfer, Michael Bumen, Marius Niedoba - Tobias Salzburger, Philipp Greis - Boris Martinovic, Thomas Przystupa, Guido Cassel
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Eishockeyfreunde Duisburg: Aufstellung unbekannt
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Tore:
1:0 Przystupa (42. Minute/Vorlage Greis)
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Spieler des Spiels:
Gelbe Karten: | keine
Platzverweise:
Besondere Vorkommnisse:
Zuschauer: | Etwa 7 - Edelfan Ingo Hoersken, Kerstin und Michael Schlemann sowie vier Fans der Gäste
Platzanlage:
Wetter:
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