So einfach ist Fußball gegen Hobby Hamborn

2. April 2005

Es bahnte sich lange an, nun ist es passiert und unwiederbringlich in den Büchern der Hobbyliga Duisburg verbucht. Mattler United, einst nur Kanonenfutter für Hobby Hamborn, schlug die Hobbies mit 4:2 (3:1) - zum ersten Mal überhaupt seit Gründung der beiden Klubs. Der Erfolg der Gelb-Roten, die sich im letzten Jahr zu einer sehr guten Hobbymannschaft gemausert haben, war ohne Frage verdient, weil sie spielten, was sie konnten, und weil sie sich dabei sehr geschickt anstellten. Das reicht mittlerweile völlig aus, um desolate Hamborner problemlos in Schach zu halten. So weit ist es gekommen.


Prophet Baade
"Euer Mythos ist seit dem 1:2 gegen uns dahin, jetzt folgen die entsprechenden Ergebnisse", orakelte schon Frank Baade, Trainer, Prophet und allwissende Müllhalde von Torpedo Utfort vor einiger Zeit. Und damit sollte der junge Psychologe recht behalten. Das 2:4 gegen Mattler mutet wie ein deja vu an, als wären die 90 Höllenminuten der Utfort-Niederlage vom 19. Dezember 2004 noch einmal neu aufgelegt worden. Nur diesmal eben mit Mattler United in der Hauptrolle.

Gründe für Niederlagen zu suchen ist in etwa so einfach, wie in einem Fass zu fischen. Jeder hat dazu Meinungen, alle sind dann irgendwo auch richtig - es hakte schließlich an allen Ecken und Enden. Torwart verblödet, Abwehr desolat, Mittelfeld überfordert und Sturm nicht existent, dazu kriselt es in der Mannschaft und die Stimmung tendiert Richtung Minusbereich. Hamborn hat schon bessere Tage erlebt, was aber nicht am sportlichen Misserfolg liegt (schließlich war das die erste Niederlage im vierten Saisonspiel), sondern vor allem an der anödenden und katastrophalen Spielweise, mit der diese Misserfolge erst ermöglicht werden. Es scheint, als würde Hamborn immer schlechter, anstatt aus Erfahrung zu lernen und sich zu verbessern.

Mattler United zog - wie einst Torpedo Utfort - aus, um mit langen und hohen Bällen und einer vielbeinigen Abwehr die Weltherrschaft zu erobern. Man mag da meinen, dieses Vorhaben sei unzureichend organisiert, doch zeigten sich die Weltherrscher von Hobby Hamborn von dieser Waffenwahl ganz schön beeindruckt und rückten das Zepter gleich mal kampflos raus. Nun ist als Mattler United Weltherrscher und Tabellenführer, die Hobbies müssen den Planeten schnellstmöglich verlassen und können sich in einem anderen Universum neu gründen.


Der ballverrückte Tobi weilt noch down under
Sicherlich ist das Argument, dass von den sechs stärksten Offensivspielern nur einer mit von der Partie war, nicht von der Hobbyhand zu weisen. Allerdings erklärt das, wenn überhaupt, nur die Sturmflaute. Immerhin gab es aber auch ohne Tobias Salzburger, Philipp Greis, Guido Cassel und Thomas Przystupa zwei Treffer gegen Mattler, was in guten Hamborner Zeiten durchaus schon zu Siegen oder zumindest Punkteteilungen gereicht hat. Denn einst war die starke Abwehr das Fundament des Hamborner Spiels. Einst. Heute nicht mehr, denn Utfort und Mattler machten es vor, wie man mit simplen langen Bällen die Hamborner Dreierkette vor unlösbare Problem stellt. Und das liegt nicht (nur) am individuellen Versagen einzelner Verteidiger, sondern vor allem an der Unordnung, der Lethargie und der mangelnden Abstimmung im gesamten Abwehrverbund. Es wird zu wenig Geredet, aber zu viel Gemeckert.

Die ersten drei Gegentreffer fielen allesamt nach dem gleichen Strickmuster. Ein langer Ball wird von einem Mattler-Stürmer verlängert, sein Nebenmann startet durch und trifft. Das kann ein Mal passieren, beim zweiten Gegentreffer wird es peinlich, der Dritte ist absurd. Dass Hamborn nicht im Stande ist, auf diese Spielweise adäquat zu reagieren und etwas zu lernen, muss einfach so festgestellt werden. Schon gegen Torpedo war das so, gegen Mattler wurde es nun perfektioniert. Erst als Kapitän Michael Bumen nach dem 0:3 die Position des letzten Mannes strikt als Ausputzer interpretierte, stand das Team sicherer. Leider zu spät.

Dass Keeper Dirk Weyers verletzt ausfällt, ist schade. Keineswegs zwangsläufig ist es aber dann, dass Ersatzmann Ben Binkle einen völlig harmlosen Kullerball zum 1:4 durchrutschen lässt. Wenn er schon die Torwartposition bekleidet, dann kann er sich auch entsprechend verhalten, sonst kann er auch zuhause bleiben, saufen und Spielberichte zumüllen. Seiner heiß geliebten Mannschaft tut er so jedenfalls keinen Gefallen.

Utforts und Mattlers lange Bälle mögen zwar weit weg vom modernen oder tollen Fußball sein, sie sind zumindest aber eine Form von Taktik und eine gemeinsame Idee des Spiels. Eine solche gemeinsame Idee sucht man im Hamborner Mittelfeld derzeit vergeblich. Ein jeder wurschtelt da vor sich hin, spielt mal kurz, mal lang, dreht sich, passt quer und ist so harmlos wie etwas, das mir als Vergleich jetzt gerade nicht einfällt. Spielfluss jedenfalls hat in Hamborn scheinbar gerade Stadionverbot, Mut und Kreativität, Teamspiel und Feuer wurden wohl allesamt ausgemustert. Niemand kümmert sich um seine Nebenleute, nichts greift ineinander, nichts wirkt zwingend oder gefährlich.

Ein Absatz über den Sturm entfällt, weil dieser nach Verletzungen und Absagen eigentlich nicht vorhanden war. Boris Martinovic war nach Przystupas frühem Ausfall einziger gelernter Angreifer, zog es aber vor, sich ins Mittelfeld fallen zu lassen und Freistöße über Abwehrmauern zu lupfen. Die übrigen "Offensiven" wurschtelten rum und offenbarten, warum sie sonst im Mittelfeld oder der Abwehr beheimatet sind. Oliver Milanovic war da die löbliche Ausnahme.


Dehnen hätte bei Tommes vielleicht geholfen
Zu den Problemen in einzelnen Mannschaftsteilen kommen dann auch noch Probleme der gesamten Mannschaft. Es scheint so, als sprühe derzeit niemand vor Selbstvertrauen. Nach den bitteren Ausfällen und Cassel und Przystupa ließen alle Hobbies schnell die Köpfe hängen, ein Leader war nicht auszumachen, keiner Riss das Spiel an sich oder baute die Moral der Truppe wieder auf. Nach dem schnellen 0:3 der Uniteds war die Messe gelesen, da konnte Binkle in der Halbzeitpause mit seiner völlig beknackten Rede auch nichts mehr retten. Bezeichnend: Fast alle Feldspieler legten nach der Pause zu, nur der große Redner Binkle kackte völlig ab und kassierte das Wursttor des Jahres.

Dass die Hamborner Nerven nach dem 0:3 teilweise blank lagen, ist wohl ganz normal im Fußball. Ob es Sinn macht, sich auf dem Platz ständig anzumaulen, muss zwar bezweifelt werden, vielleicht wirkt das aber auf den ein oder anderen auch motivierend. Zumindest aber wirkte es nicht so motivierend, als dass irgendwer noch irgendwas auf dem Platz bewegt hätte. Mattlers Abwehr spielte fehlerfrei und resolut, so blieben Chancen der feldüberlegenen, aber harm- und ideenlosen Gastgeber Mangelware.

Immer wieder hört man nach solchen Niederlagen wie gegen Utfort oder Mattler die Aussage, Hobby Hamborn hätte heute aber schlecht gespielt. Selten sagt mal jemand, dass das Team vielleicht ohne zwei, drei Leistungsträger einfach nicht gut ist. Solche Niederlagen sind allerdingns der klare Beweis dafür, dass es Hobby Hamborn - zumindest derzeit - an Klasse und - wohl immer - Konstanz fehlt. Der Mythos des "Superteams" ist, wie der kleine dicke Baade das ganz recht erkannt hat, dahin. Aber nicht völlig: Einige Hamborner scheinen noch immer dem Glauben nachzuhängen, man sei eigentlich ein ganz großes Team - nur heute, da hat eben was nicht geklappt.

Die Frage nach den Kosequenzen - nicht nur aus diesem Spiel, sondern aus der Tatsache, dass Hamborn einfach große fußballerische Probleme hat - stellt sich unweigerlich. Nur muss sie sich jedem Einzelnen stellen, damit Hobby Hamborn möglichst bald wieder als Mannschaft auftritt und so auch wieder erfolgreich sein kann. Die Verletzungsprobleme lassen sich dabei ebensowenig lösen wie die Tatsache, dass einige Stützen des Teams berufsbedingt abweswend sind. Bleibt also nur die Variante, dass sich jeder mal selber fragt, was er eigentlich auf dem Platz machen will. Das macht zwar vielen keinen Spaß, könnte aber was bringen. Fürs Team. Für Hobby Hamborn.

Hobby Hamborn - Mattler United 2:4 (1:3)
Hobby Hamborn: Ben Binkle - Matthias Nisbach, Markus Blümlein, Christian Elbin - Erik Engler, Michael Bumen, Stefan Diebels, Frank Sleyfer, Thomas Yalim, Michael Schlemann - Thomas Przystupa, Oliver Milanovic, Boris Martinovic

Mattler United: Aufstellung unbekannt

Tore:

0:1 (19. Minute)
0:2 (25.)
0:3 (31.)
1:3 Milanovic (40./ohne Vorlage)
1:4 (66.)
2:4 Blümlein (69./Sleyfer)

Startaufstellung:

Binkle

Elbin

Blümlein

Nisbach

Engler

Bumen

Diebels

Yalim

Milanovic

Przystupa

Martinovic

Reserve: Sleyfer, Schlemann
Spieler des Spiels:

Spieler des Spiels: Oliver Milanovic

Oliver Milanovic

Einziger Lichtblick in einem harmlosen Hamborner Team

Gelbe Karten:
keine

Platzverweise:
keine

Besondere Vorkommnisse:
Przystupa muss mit Zerrung raus (12.)

Zuschauer:
Etwa 20, darunter Nadine Neumann, Sabrina, Christine Przystupa, Dirk Weyers, Vater Blümlein und Mario

Platzanlage:
Ascheplatz von Rheinland Hamborn

Wetter:
sonnig und warm

Die Spieler in der Einzelkritik

Benotet von Ben Binkle, Erik Engler und Thomas Przystupa

Ben Binkle

0 Tore
0 Vorlagen
0 Karten

Ben Binkle 5
(Binkle 5 - Engler 4,5 - Przystupa 5)
Wirkte permanent unsicher, strahlte kaum Souveranität aus und hatte große Probleme im Rauslaufen und der Strafraumbeherrschung. Schlimmer wog aber sein dicker Bock beim 1:4, mit dem er Hamborn endgültig auf die Verlierstraße brachte.

Erik Engler

0 Tore
0 Vorlagen
0 Karten

Erik Engler 5
(Binkle 5 - Engler 5 - Przystupa 5)
Dem zuletzt überragenden Spieler gelang nichts, aber auch gar nichts in Sachen Kombinationsfußball. Lief zwar gewohnt viel, blieb aber ohne Akzente und vermochte es auch nicht, Feuer ins Spiel seiner leblosen Kollegen zu bringen.

Markus Blümlein

1 Tor
0 Vorlagen
0 Karten

Markus Blümlein 4,5
(Binkle 5 - Engler 5 - Przystupa 4)
Als Libero in Halbzeit eins völlig von der Rolle, stand viel zu offen und hatte mit den langen Bällen gewaltige Probleme. Wechselte dann leicht angeschlagen in die Offensive, wo er wenig Akzente setzte, aber immerhin per Kopf zum 2:4 traf.

Stefan Diebels

0 Tore
0 Vorlagen
0 Karten

Stefan Diebels 4,5
(Binkle 4,5 - Engler 4 - Przystupa 4,5)
Zunächts auf recht, dann halblinks im Mittelfeld ging er mit seinen Kollegen zusammen unter. Spielte eigentlich recht solide, aber in der Offensive ohne Durschlagskraft. Zumindest konditionell besser drauf als in den letzten Partien.

Christian Elbin

0 Tore
0 Vorlagen
0 Karten

Christian Elbin 4,5
(Binkle 4,5 - Engler 4,5 - Przystupa 4,5)
Der bemitleidenswerte Ersatzspieler wurde ins eiskalte Abwehrwasser geworfen, wo ihm niemand half. Hatte große Probleme mit seinem Gegenspieler, ackerte aber unermüdlich und spielte eine gute zweite Hälfte. Er ist der Letzte, dem hier Vorwürfe zu machen sind.

Matthias Nisbach

0 Tore
0 Vorlagen
0 Karten

Matthias Nisbach 5
(Binkle 5 - Engler 5 - Przystupa 5)
Der Linksverteidiger schaffte es konsequent nicht, die Angriffe von Mattler zu unterbinden. Rannte den Gegnern nur hinterher, kam nicht in die Zweikämpfe und hatte mehr als nur Glück, als er für seine unfreiwillige Notbremse keine Rote Karte sah.

Michael Bumen

0 Tore
0 Vorlagen
0 Karten

Michael Bumen 4
(Binkle 3 - Engler 4,5 - Przystupa 4)
Unterschiedliche Sichtweisen: Binkle lobt das taktische Verhalten, die gute Zweikampfbilanz und das starke Spiel als Libero nach dem 0:3, Engler kritisiert hingegen die mangelnden Impulse in der ersten Hälfte. Przystupa liegt irgendwo dazwischen.

Thomas Yalim

0 Tore
0 Vorlagen
0 Karten

Thomas Yalim 4,5
(Binkle 5 - Engler 3,5 - Przystupa 5)
Auch hier herrscht keine Einigkeit: Przystupa sparte nicht mit Kritik an den harmlosen Offensivakzenten des Zehners, Engler hingegen lobt das läuferische Engagement und den Versuch, Ordnung ins Spiel zu bringen. Binkle sagt: Uninspiriert!

Oliver Milanovic

1 Tor
0 Vorlagen
0 Karten

Oliver Milanovic 3
(Binkle 3 - Engler 3 - Przystupa 3,5)
Der Neuling war der einzige Lichtblick im Hamborner Team. Ging nach Przystupas Ausfall in den Sturm, wo er immer wieder gute Ansätze zeigte, sich auch mal im eins gegen eins durchsetzte und etwas Gefahr ausstrahlte. Das Tor war ihm zu gönnen.

Frank Sleyfer

0 Tore
1 Vorlage
0 Karten

Frank Sleyfer 4
(Binkle 4 - Engler 4,5 - Przystupa 4)
Hatte große Probleme, von der Bank ins Spiel zu kommen. Leistete sich unzählige Fehlpässe, so auch vor dem 0:3. Kämpfte sich aber immer besser in die Partie und verdiente sich mit gutem Defensivspiel und einer schönen Flanke zum 2:4 nach der Pause Pluspunkte.

Boris Martinovic

0 Tore
0 Vorlagen
0 Karten

Boris Martinovic 4,5
(Binkle 4,5 - Engler 5,5 - Przystupa 4)
Was soll man noch schreiben zur Leistung des Stürmers? Ließ sich (zu) oft ins Mittelfeld fallen, hatte vorne null Durchschlagskraft und Aktionen und zog den Ärger seiner Teamkollegen auf sich, als er zwei Freistöße aus bester Position harmlos aufs Tor lupfte.

Michael Schlemann

0 Tore
0 Vorlagen
0 Karten

Michael Schlemann 4
(Binkle 3,5 - Engler 4 - Przystupa 4,5)
Einer der wenigen Feldspieler, die so etwas wie Struktur in ihrem Spiel hatten. Zwar verpufften auch Schlemis Aktionen zumeist im Nichts, zumindest aber überzeugte der linke Mittelfeldakteur mit viel Kampf. Auch der Spielwitz war ihm zumindest ansatzweise anzusehen.

Thomas Przystupa

0 Tore
0 Vorlagen
0 Karten

Thomas Przystupa -
(Binkle - Engler - Przystupa)
Pechvogel Tommes zog sich gleich beim ersten - recht guten - Torschuss eine Zerrung zu und musste schon nach 15 Minuten raus. Daher bekommt er auch keine Note.


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